Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

E. Die Kartographie. 
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gleicher Verzerrung. 2w ist der Höchstwert der Winkelverzerrung T— l 
(vgl. S. 150). 
Bei der Soldner’schen Projektion ist die Indikatrix eine Ellipse, deren 
Halbachse b — 1 in der '¿/-Richtung liegt. Sie ist also in dieser Richtung 
längentreu. 
Die Indikatrix bei der Gauß-Krüger’schen Abbildung ist ein Kreis, 
dessen Halbmesser größer als 1 und gleich dem Halbmesser a bei Soldner 
ist. Sie ist winkeltreu oder konform. 
Zur Darstellung einer zwischen zwei Parallelkreisen von 
mäßigem Abstande (z. B 10°) liegenden Zone ist eine echte Kegel 
projektion am geeignetsten (vgl. Zöppritz, Kartenentwurfslehre). Bei 
ihr betragen auf 15 Breitengrade die Winkelverzerrungen ungünstigstenfals 
1' 20" und die Längenänderungen nicht über 1:230, während sie z. B. bei der 
Bonne’schen (unechten Kegel-) Projektion der Karte von Frankreich 1:80000 
mit dem Mittelparallel von 45° N. in den Winkeln 14° 40' und in den Längen 
1:7 ergäben. 
Aus diesem Grunde ist auch z. B. sowohl die schon 1801 eingerichtete topo 
graphische Spezialkarte von Mitteleuropa (die sog. Reymannkarte) 1:200000 
der Preußischen Landesaufnahme wie die topographische Übersichtskarte des 
Deutschen Reiches 1:200000 auf einer echten Kegelprojektion aufgebaut, 
während die Karte 1:100000 und die Meßtischblätter 1:25000 mit Hilfe der 
sog. „preußischen Polyederprojektion" angefertigt werden, die für jede Parallel 
kreiszone ebenfalls als eine echt konische aufgefaßt werden kann. Wir kommen 
darauf weiter unten zurück. 
Wie man einen nach einer Hauptrichtung sehr ausgedehnten Erd- oder Land 
teil am vorteilhaftesten darstellen kann, hat Kartograph Winkel im Karto 
graphischen Monatsbericht zu Petermanns Mitteilungen (November 1909) an 
einem Beispiel erläutert. Er hat für eine Karte von Nord-, Mittel- und Südamerika 
eine flächentreue, schiefachsige Zylinderprojektion mit längentreuem Grundkreis 
gewählt und sie folgendermaßen angeordnet. Das Beispiel kann zugleich als Anhalt 
für ähnliche Aufgaben dienen. 
Um die lange Mittellinie und damit den die Haupt- (Abszissen-) achse der zu 
wählenden Projektion bildenden „Grundkreis" zu finden, von wo aus die Summe 
der längsten vorkommenden Ordinatenabstände ein Minimum wird, hat Winkel 
auf dem Globus einen Faden gespannt, der Nord- und Südamerika, jedes für sich, 
in zwei nahezu gleich große Abschnitte aufteilt. Genauer und zugleich belehrender 
wäre es m. E. gewesen, einen Bogen steifen Kartons in einem Kreisbogen mit dem 
Halbmesser des Globus so auszuschneiden, daß er mit der Auskehlung auf den 
Globus genau aufpaßt, und ihn nun so hin und her zu schieben, bis auf beiden Seiten 
des Kartons annähernd die gleiche Landfläche liegt. Dann entspricht die geradlinig 
gebliebene Kante des Kartons der Abbildung des Grundkreises auf die Ebene, und 
die Fläche des Kartons zwischen der auf dem Globus aufliegenden gebogenen Kante 
und der darüber liegenden geraden ist die Verlängerung der durch den Grundkreis 
als größten Kugelkreis und den Globusmittelpunkt gehenden Kreisfläche. Diesen 
Grundkreis vermarkt man auf dem Globus und greift seine Schnitte mit denjenigen 
Breitengraden ab, die den vier am weitesten östlich und westlich des Grundkreises 
belegenen Punkten (Kap San Lucas—Kalifornien, Kap Race—Neufundland, 
Morningtoninsel—Südchile und Kap S. Roque—Nordostbrasilien) am nächsten
	        
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