E. Die Kartographie.
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Oberst im preußischen Generalstabe, um die Höhenplastik mit seinen Regional
farben gemacht, die jetzt in Schul- und Wandkarten fast ausschließliche
Verwendung finden.
Die Hauslab’sche Farbenplastik auszubilden und zu vervollkommnen,
hatte sich Dr. Carl Peucker in Wien (,,Schattenplastik und Farbenplastik“,
Artaria & Co., Wien 1898) zur Aufgabe gemacht. Aber auch seine Versuche
haben die schwierige Frage nicht zu lösen vermocht. Dagegen haben sowohl
die Schweizer durch die berühmte Dufourkarte 1:100000 und den Siegfried
atlas 1:50000 mit schiefer Beleuchtung, wie die Franzosen durch ihre farbigen
Karten 1:50000 und 1:200000 Kartenwerke von hervorragender Plastik ge
schaffen, die aber trotz ihrer überzeugenden Schönheit das Urteil der Gelehrten
und militärischen Fachmänner gegen sich haben, hauptsächlich wohl deshalb,
weil flache Böschungswinkel dabei nicht deutlich genug erkennbar sind.
Die schon oben erwähnte, unter militärischer Befürwortung und Mitwirkung
in Umlauf gebrachte Wenschow’sche Hochbildkarte gibt kein plastisches Bild,
sondern ist an sich plastisch, indem die zugrunde gelegten Schichtlinienkarten
reliefartig so gepreßt werden, daß sie das Gelände plastisch wiedergeben. Daß
dabei die übrige Darstellung unmaßstäblich wird, scheint dem Hersteller
nebensächlich zu sein. Da sich nun das unebene Kartenbild auch ohne dies für
keine zeichnerischen Arbeiten eignet, haften ihm ganz entschieden Mängel an,
die das zweifelhafte Relief unter keinen Umständen aufzuheben vermag.
Rein wissenschaftlich und technisch wird nämlich immer noch
die Schraffe mit senkrechter Beleuchtung in Verbindung mit der
Schichtlinie als die vollkommenste Geländedarstellung angesehen.
Die eine ist die Horizontalprojektion der Uinie des stärksten
Gefälles, die andere der Punkte gleicher Höhe und damit auch
der Formen.
Doch geben auch diese beiden ohne Schrift und Zahlen noch kein voll
kommenes Geländebild.
Genau so wie eine mathematische Zeichnung ohne Zahlen- und Buchstaben
beschreibung stumm und höchstens für den eingeweihten Fachmann das
Symbol irgendeines mathematischen Grundsatzes ist, gerade so ist die beste
Karte für die Allgemeinheit unverständlich, wenn sie nicht hinreichend be
schrieben ist. Und diese Beschreibung darf sich nicht allein darauf beschränken,
den Namen einer Uandschaft, eines Flusses, Berges oder Gebirges und einer
Stadt anzugeben, sondern sie muß auch schon durch ihren Charakter und ihre
Größe einen Schluß auf die Art und Bedeutung des beschriebenen Gegenstandes
der Karte ziehen lassen, der ihren Gebrauch vereinfacht und erleichtert.
Aus den Zahlen muß man ohne weiteres einerseits — in Verbindung mit
dem Gradnetz — die geographische Uage und anderseits — in Verbindung
mit den Schichtlinien — sowohl die absolute Höhe über dem Meere, wie den
relativen Höhenunterschied zweier benachbarten Geländepunkte erkennen
können.
Niemals darf aber die Beschreibung mehr bringen wollen, als die Karte
ohne sie darstellt. Darstellung und Schrift müssen sich gegenseitig ergänzen
und voneinander untrennbar sein.