1. Kurzer Abriß der Geschichte des Vermessungswesens.
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Friedrich Magnus Schwerd (1792—1871) den Anlaß gegeben, nachzu
weisen, „daß man mit geringem Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten durch eine
kleine, genau gemessene Einie die Grundlage einer großen Triangulation be
stimmen kann" (Speyer 1822). Dieser Nachweis ist ihm mit Hilfe eines muster
haft angelegten, gemessenen und ausgeglichenen Basisnetzes auf einer 859 m
langen Grundlinie dahin gelungen, daß er die von der bayerischen Bandes
aufnahme gemessene Dreiecksseite Speyer—Oggersheim von 19794,96 m Bänge
auf 0,07 m genau nachbestimmte und damit eine neue bessere Art der
Basisnetzanlage schuf.
Das bayerische Dreiecksnetz, das von Bonne angefangen und von Johann
Soldner (1773—1833), dem Schöpfer der sog. „flächentreuen" Karten
projektion nach rechtwinklig sphärischen Koordinaten, von 1808 bis
1821 weitergeführt wurde, ist erst durch Oberst von Orff, den derzeitigen
Chef des topographischen Bureaus im bayerischen Generalstabe, 1873 me
thodisch abgeschlossen worden und bildet die Grundlage der 1808 begonnenen
allgemeinen bayerischen Katastervermessung im Maßstabe 1 : 5000 (der
Städte und größeren Ortschaften 1 : 2500), die für eine Reihe anderer Staaten
vorbildlich geworden ist.
Das neuzeitliche Vermessungswesen Württembergs wurde 1797 durch
die von Professor Johann Gottlieb von Bohnenberger (1765—1831) im
gleichen Jahre begonnene Triangulation geschaffen, die zunächst nur den
privaten Zweck Bohnenbergers verfolgte, eine neue topographische Karte
von Württemberg darstellen zu können. Erst 1818 wurde die amtliche
Bandesvermessung Württembergs unter der Beitung Bohnenbergers (und
Mittnachts, als Verwaltungsbeamten) mit der Messung einer 4357 württ. Fuß
langen Basis südöstlich von Tübingen begonnen. Eine zweite 17499 Fuß lange
Basis wurde 1819 nordwestlich von Tübingen und eine dritte 45 500 Fuß
(— 13,0 km) lange 1820 bei Eudwigsburg gemessen.
Die Württembergische Bandestriangulierung Bohnenbergers ist sehr ein
gehend; sie umfaßt 75 Haupt-, 478 Sekundär- und 32760 Punkte III. Ord
nung. Doch ist sie in ihrem Aufbau nicht einheitlich, sondern paßte sich den
jeweiligen Bedürfnissen der an verschiedenen Orten vor Inangriffnahme der
Triangulierung einsetzenden Stückvermessung an. Der bei Aenger-Roggen-
burg an die bayerische Bandesvermessung 1826 von Bohnenberger ausgeführte
Dreiecksanschluß ergab zwischen bayerischer und württembergischer Bandes
aufnahme nur 0,13 m Abweichung bei rund 31916 m Seitenlänge, gewiß ein
für beide Aufnahmen ehrendes Ergebnis, das auch durch andere Anschlüsse
bestätigt wurde.
Die Berechnung der Koordinaten ist in Württemberg wie in Bayern nach
Soldner erfolgt. Die gleichfalls wie in Bayern mit dem Meßtisch vor
genommene Einzelaufnahme 1 : 2500 wurde 1840, 9 Jahre nach dem Tode
Bohnenbergers, beendet.
Wie in Bayern wurden auch in Württemberg die Einzelblätter 1 : 2500
(oder in Bayern 1 : 5000) durch Eithographie vervielfältigt und in den Handel
gebracht; auch wurde danach mit Hilfe ergänzender Höhenmessungen und