Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

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I. Teil. Die Landesvermessung. 
ohne Zusammenhang mit anderen sprechen. Wirkliche Übersichtlichkeit in 
rein kartographischer Hinsicht vermag nur ein kleiner Maßstab zu ge 
währleisten, ja, er verlangt sie sogar als eine unumgängliche Notwendigkeit. 
Aber neben der rein kartographischen Übersichtlichkeit gibt es noch eine 
rein künstlerische. Künstlerisch kann unabhängig von ihrem Maßstab 
jede Darstellung übersichtlich sein. Dazu ist nötig, daß man sich ohne weiteres 
mit einem Blick darin zurechtfinden kann, und daß alles das übersichtlich 
dargestellt wird, was in der Wirklichkeit selbst als übersichtlich gilt. 
Zunächst ist das Gefließ in seinem Hauptgrundriß sowohl im kleinen 
wie im großen Maßstab gleich sorgfältig zu betonen. 
Nicht minder wichtig ist ein klarer Aufbau der Haupthöhenzüge, der 
sich aus den späteren Ausführungen ergibt. 
Dann folgt ein deutliches Hervorheben des Bisenbahn- und Straßen 
netzes und schließlich die starke Betonung der wichtigeren Ort 
schaften und ihrer charakteristischen Grundformen. 
Mit dem Gefließ verbunden muß eine klare Darstellung der wichtigsten 
Wasserscheiden, namentlich der Grenzen zwischen den einzelnen 
Flußregimen sein. Die Wasserscheiden sind die Verbindungslinien der 
höchsten Punkte zwischen je zwei Flußsystemen und müssen vor der end 
gültigen Auszeichnung der Höhenschichtlinien aufgesucht und als Haupt 
rückenlinien des Geländenetzes dienen, von wo aus klar erkennbar die über 
springenden und etwaigen Talwasserscheiden angedeutet werden. 
Sucht man auf den Hauptwasserscheiden die wichtigsten Sättel auf 
(die tiefsten Stellen der Wasserscheiden) und geht von da aus in der Richtung 
des stärksten Gefälles talwärts, so führen sie unmittelbar zu den hervor 
stechendsten Taleinschnitten und damit zugleich zu den größeren Gefließ- 
adern. Alle diese wieder werden aufgenommen vom Hauptvorfluter, der in 
mitten der Hauptwasserscheiden — gewöhnlich ungefähr parallel dazu — nach 
den tiefsten Stellen au 1 ; der Karte seinen Weg nimmt. Selbstverständlich können 
über ein Blatt hinweg mehrere Hauptvorfluter führen. 
Beim Aufsuchen der Hauptwasserscheiden und -entwässerungen haben 
sich zugleich die wichtigsten Höhenzüge gefunden. Alle diese drei kraft 
voll zu betonen, muß die Aufgabe des Kartographen sein, denn auch der be- 
fähigste und gewissenhafteste Topograph ist nicht immer -— namentlich im 
stark bewaldeten Gebirgslande -— imstande, an Ort und Stelle den großen 
Zusammenhang des Geländes und des Gefließes zu erkennen, und kann meistens 
nur punktweise vorgehen, während dem Kartographen das fertige Rohbild 
vorliegt, woran er die kartographische Feinarbeit zu vollbringen hat. 
Die Kunststraßen und Eisenbahnen sind nicht nur nach ihrem bau 
lichen, sondern ebensosehr auch nach ihrem verkehrstechnischen und wirt 
schaftlichen Wert zu unterscheiden. Wichtige Fernverbindungen, wie z. B. 
Berlin—Köln—Paris, müssen sich auch in der Karte von den andern abheben. 
Der charakteristische Grundriß der Städte und Dörfer richtet 
¡sich einerseits nach dem Gelände und anderseits nach dem davon wieder ab 
hängigen Hauptstraßen- und Wegenetz. Es besteht ein inniger Zusammen 
hang zwischen Gelände, Gefließ, Verkehrsnetz und Ansiedlung. Die Dar-
	        
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