Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

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I. Teil. Die Landesvermessung-. 
dem Schichtlinienuntergrund abhebt und eine künstlerische Steigerung nach 
den höchsten Kammteilen hin erkennen läßt, um so überzeugender wird das 
Kartenbild wirken und um so leichter jede Art orometrischer Arbeit danach 
ausführbar sein. 
Das, was man unter Plastik des Geländes versteht und was zur klaren 
Gliederung des Kartenbildes besonders viel beiträgt, läßt sich, namentlich bei 
ungleicher Güte der zu verwendenden Unterlagen, nicht immer und nicht 
überall durch dasselbe Mittel erreichen. Wo die einfache Schichtliniendar 
stellung versagt, muß man andere zeichnerische Hilfsmittel, Schummerung 
oder Schraffur, nötigenfalls — wie z. B. bei den Felssignaturen — mit schiefer 
Beleuchtung anwenden. Das mathematische Bild wird ja stets innerhalb der 
bei dem graphischen Verfahren zulässigen Möglichkeit durch das Schichten- 
System gegeben sein, dessen Gerippe durch das Füllsel der künstlerischen 
Schraffur oder Schummerung Beben und Form empfängt. 
Besonders schwierig wird sich die Geländegliederung im Flachlande und 
im kleinförmigen Hügelgebiet durchführen lassen, namentlich im kleinen 
Maßstabe der Übersichtskarte, der für die Hochgebirgslandschaft geradezu 
geboten war. Auch wo die Krosion durch Wasser und Wind in weichem 
Gestein besonders zerklüftete Felsformen geschaffen hat, wie z. B. in den 
Kalkgebirgen der Alpen, in den südamerikanischen Anden usw., versagt in 
kleineren Kartenmaßstäben, ja stellenweise überhaupt, die Schichtlinie als 
richtige Geländedarstellung. Sie kann dann nur als allgemeiner Höhenanhalt 
dienen und muß durch besonders erdachte und angewandte charakteristische 
Signaturen ergänzt werden, die der fein verästelten Gliederung der Kleinformen 
Rechnung tragen. Ähnliches gilt auch für das Vorgelände ehemaliger großer 
Gletscher, wie es namentlich in den norddeutschen Höhenrücken in Erscheinung 
tritt. 
Dieses kleinförmige Moränengelände ist aus dem Grundmoränenbereich 
eiszeitlicher Gletscher hervorgegangen, die entweder polarischen Ursprunges 
oder von Süden her über die Alpen hervorgebrochen sind. Besonders charak 
teristisch dafür sind die norddeutschen Seenplatten mit ihren zahllosen kleinen 
Erhebungen und Vertiefungen und mit den glatt abgeschliffenen Resten 
kristallinischer Gesteine (den erratischen Blöcken). 
Ihre durch Denudation und eine alte Bodenkultur stark verwischten Formen 
verursachen schon der topographischen Aufnahme große Schwierigkeiten, 
so daß die Darstellung in Schichtlinien im Maßstab 1:25000 oft nur nach ein 
gehendem mühseligen Studium zu entziffern ist, weshalb schon hier in vielen 
Fällen für ganz kleine Formen die Ersetzung der Schichtlinienzeichnung durch 
Dünen- und andere Schraffensignaturen geboten wird. In einer Übersichts 
karte aber muß die letztere überwiegen, und nur die große Grundform eines 
jeden Geländeabschnittes durch eine charakteristisch abgerundete und nach 
Bedarf in ihren Aus- und Einbiegungen übertriebene Schichtlinie zum Ausdruck 
gelangen, deren Schichtfläche sozusagen die Basis für die Signaturendarstellung 
gibt. Tritt dazu an den hohen Strom- und Seeufern eine geschickt gewählte 
Steilrandsignatur, wohin die unerläßlich notwendigen Schichtlinien nach Be 
darf verlaufen, und eine gut abgepaßte Niederungsfärbung, so ergibt sich selbst
	        
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