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II. Teil. Das Kataster.
auf nähme — auf die Quadratmeile zehn im Terrain versteinte Punkte festzulegen
und außerdem noch alle jene Punkte, wie Türme, Schornsteine usw., deren Profil
eine scharfe Bestimmung erlaubte, trigonometrisch zu bestimmen; das Personal
bestand: 1. für die Stellen der Dirigenten und die Triangulation erster
und zweiter Ordnung aus wissenschaftlich geodätisch gebildeten
Offizieren, 2. für die Detailtriangulation aus Oberfeuerwerkern und Feuerwerkern
der Artillerie.
Das Bureau der Bandestriangulation lieferte als eine Art Probearbeit eine
„Triangulation der Umgegend von Berlin“, welche mit allem Detail durch
den Druck (1867. Der Verfasser.) veröffentlicht wurde.“
Hieraus ist ersichtlich, daß im Westen Preußens schon längst ein hin
reichend gutes Kleindreiecksnetz bestanden haben mußte, ehe die Triangulie-
rungsarbeiten an den Generalstab übergingen. In der Tat hatten ja auch
schon Benzenberg (vgl. 8. 22), unter anderem auch in dem während der
Rheinbundzeit hessischen Teil von Westfalen (Arnsberg), und später die preu
ßische Katasterverwaltung durch ihre Organisationen vom 11. Februar 1822
und vom 21. Januar 1839 ein für die Katasterneumessungszwecke durchaus
ausreichendes Dreiecksnetz I. bis IV. Ordnung und ein enges Polygonnetz
im Rheinland und in Westfalen geschaffen, das von 1861 ab unter dem ausge
zeichneten Bandmesser und späteren Generalinspektor des preußischen Katasters
Friedrich Gustav Gauß bis 1865 zu einem vorzüglichen zahlenmäßigen Ver
messungssystem ausgebaut worden war. Von Arnsberg aus scheint auch die
preußische Zahlenmethode frühzeitig nach Hessen eingeführt worden zu sein.
Die von Gauß entworfenen Gesetze und Runderlasse vom 24. August 1861,
21. September 1862, 13. Oktober 1862, 10. Januar 1864, 11. Januar 1864 und
die vorläufigen Geschäftsanweisungen I bis V vom 17. Januar 1865 haben
das Verfahren bei der Neuanlage des Katasters vorbereitend in die festen
Formen gebracht, die es jetzt besitzt, ohne sich nach 1881 noch wesentlich
entwickelt zu haben.
Im Jahre 1876, also genau in demselben Jahre, wo die Preußische Bandes-
aufnanme und ihre neuen Aufgaben (Triangulierung, Meßtischaufnahme 1 ; 25 000
mit Schichtlinien und deren Veröffentlichung) erstmalig eingerichtet wurden,
gab Gauß sein ausgezeichnetes Werk über „Die trigonometrischen und
polygonometrischen Rechnungen in der Feldmeßkunst" heraus, das
als der Niederschlag der bei den Katasterneumessungen, z. T. unter seiner
Beitung, in mehr als sechs Jahrzehnten gemachten Erfahrungen an
zusehen ist und als erstes umfassendes Werk dieser Art die wissenschaftliche
Grundlage für alle neueren wirtschaftlichen Messungen großen und
kleinen Stiles bildet. Daß weder der preußische Generalstab noch irgendeine
andere preußische oder deutsche Behörde ein derartiges grundlegendes Werk
besaßen oder auch nur herauszugeben vermochten, muß als der beste Beweis
angesehen werden, daß bis 1876 überall wo anders als gerade allein bei
der preußischen Grundsteuervermessung ausreichende Erfahrungen
aller Art in diesen technisch-wissenschaftlichen Arbeiten gefehlt
haben.
Nach dem Vorgänge Preußens hatten indes auch andere Staaten Nord- und
Mitteldeutschlands frühzeitig größere Katasterneumessungen ins Beben ge