1. Kurzer Abriß der Geschichte des Vermessungswesens.
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der Landesaufnahme wurden nach Soldner’schen sphärischen Koordinaten, die
des Katasters nach ebenen Koordinaten mit 7 Nullpunkten (für Österreich,
Galizien und Bukowina) aufgetragen.
Das deutsch-österreichische Vermessungswesen ist seit Januar 1921
in einem Bundesvermessungsamt zusammengefaßt. Es besteht aus 9 Ab
teilungen, wovon die 3., 4. und 5. in der „Geodätischen Gruppe“, die 6. bis 9.
Abteilung in der „Topographischen Gruppe“ vereinigt sind, und die beiden
ersten Abteilungen mit einigen anderen Dienststellen außerhalb der Gruppen
einteilung stehen.
Die innere Einrichtung dieses neuen Bundesvermessungsamtes, worum
Deutsch-Österreich von seinem großen Bruder, dem Reiche, beneidet werden
darf, entspricht im großen und ganzen den vom Verfasser in Nr. 23 der „All
gemeinen Vermessungs-Nachrichten“ vom 8. November 1919 in einem Auf
sätze „Die wichtigsten Aufgaben des Reichs-Vermessungsamtes“ aufgestellten
Forderungen.
Die Österreicher haben es anscheinend besser verstanden als die Reichs
deutschen, das Vermessungswesen zeitgemäß einzurichten und dabei das
Militärische in den Hintergrund zu stellen.
Einer vorzüglichen Behandlung erfreut sich auch das Vermessungswesen
seit langem in England. Hier hat schon General Roy 1783 mit zahlreichen
Basismessungen begonnen und Clarke in neuerer Zeit (seit 1856) wertvolle
Berechnungen der Erddimensionen ausgeführt. Nachdem von 1791 bis 1817
(vgl. Z. f. V. 1883, S. 155ff.) 5 Grundlinien mit Stahlketten gemessen waren,
wurden 1827 und 1849 noch 2 Linien von 42000 und 37000 Fuß Länge mit
den Colby’schen Kompensationsstangen gemessen und zur Grundlage umfang
reicher Triangulationen gemacht, worauf sich die „Feldvermessung“ in 1 : 2500
aufbaut. Die Städte werden 1 : 500 kartiert.
Die Aufnahme 1 : 2500 war 1890 in etwa 65000 Blättern beendet, daneben
waren die unkultivierten Landteile in 1 : 10500 auf etwa 25000 Blättern (13500
für Irland, 2000 für Schottland und 9500 für England) aufgenommen worden.
Die ersteren sind Gemeinde- und Katasterkarten, die letzteren Grafschafts
karten; außerdem bestehen eine „General Map“ 1 : 63360 in 696 Blättern, eine
„Map of England“ 1 : 126720, eine „Map of England and Scotia“ 1 : 253440
und eine „Map of Great Britain and Ireland“ 1 : 633600. Alle Aufnahmen und
Kartierungen wurden von der „Ordnance Survey“ in Southampton durch
Offiziere und Feldmesser ausgeführt und sind seit 1889 dem Ackerbau
ministerium angegliedert, nur in Irland besteht eine eigene „Publikation
Division“ in Dublin.
Neuerdings wird auch Ägypten auf etwa 36000 Blättern in 1 : 2500 neu
vermessen; also ist Großbritannien von den Weltmächten bisher die
einzige, die nicht nur eine topographische, sondern auch eine
wirtschaftliche Einheitskarte großen Maßstabes besitzt. —
In Frankreich war, wie bereits erwähnt, schon von 1750 bis 1793 eine für
die damalige Zeit immerhin gute, trigonometrisch aufgenommene Karte 1 : 86400
in 184 Blättern (die „Cassinische“ Karte) hergestellt worden, die durch die
von 1818 bis 1866 ausgeführte Neuaufnahme, erst in 1 :10000, dann in 1 :20000