Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

A. Die Katasterneumessung'. 
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berechnet wird. Hierin bedeutet fy den Fehler in den Ordinaten und fx den 
in den Abszissen, den die Durchrechnung des Polygonzuges von Dreiecks- 
zu Dreieckspunkt gegen die entsprechenden Sollunterschiede aus den Ko 
ordinaten dieser beiden Anschlußpunkte ergibt. 
Bayern gestattet nur 48 Vn" + 25" oder bei 10 Punkten 2,9' = 177" 
Winkel- und bei 1000 m Zuglänge 0,60 m Fängen- und 0,30 m Querfehler, 
Württemberg hat die gleichen Fehlergrenzen in den Winkeln wie Preußen 
und dementsprechend auch entsprechende Fehlergrenzen in den Fängen, und das 
frühere Reichsland endlich unterscheidet auch in den Winkelmessungen 3 ver 
schiedene Geländearten, so daß bei 10 Punkten im Mittel 
4,1 + 5,0 
3 -=*.!' 
Winkelfehler und bei 1000 m Zuglänge im Mittel ±0,61 m Fängen- und 
± 0,30 m Querverfehlung zulässig sind. 
Für alle diese Fehlergrenzen bestehen in den einzelnen Anweisungen be 
sondere Tafeln. 
Um diese Winkelfehler innezuhalten, genügt eine einmalige Winkelmessung 
in beiden Fernrohrlagen, zwischen denen zweckmäßig der Horizontalkreis um 
90° verschoben wird. Das Winkelbuch ist dasselbe wie bei den Dreiecks 
punkten IV. und niederer Ordnung; über die Fängenmessung empfiehlt es 
sich, ein regelrechtes Feldbuch zu führen (vgl. Teil V. B.), um die oben er 
wähnten Zwischenpunkte in den einzelnen Strecken genau einzeichnen und 
sie wie die Polygonpunkte von ihrer nächsten Füngebung aus sorgfältig ein 
messen zu können. Außerdem stellt man über die Streckenmessungen (mit 
den Zwischenpunkten) besondere Verzeichnisse auf, für die das trigon. Formular 
18 der preuß. Anweisung IX zu empfehlen ist. 
. Auf die vielen Einzelheiten aller dieser Arbeiten kann hier nicht näher 
eingegangen werden. Wir müssen uns begnügen, ein kleines Beispiel, das 
durch seine Eigenart interessant ist, zu besprechen, wollen aber zuvor noch 
einmal auf das schon in Teil I angedeutete ,,Böhler-Kurz’sche“ Polygon 
messungsverfahren zurückkommen, das darin besteht, an Stelle der unmittel 
baren Polygonseitenmessung eine mittelbare zu setzen, derart, daß unter Ver 
wendung einer quer zur Polygonseitenrichtung ungefähr in ihrer Mitte liegenden 
kurzen Distanzlatte von den Enden der eigentlichen Polygonseite her (also 
von den Brechpunkten) die spitzen Winkel nach den scharf markierten End 
punkten dieser Distanzlatte sehr genau gemessen und aus dieser selbst und 
den spitzen Winkeln die Polygonseitenlängen rechnerisch abgeleitet werden, 
ähnlich so, wie wir es bei den Basismessungen für stereophotogrammetrische 
Zwecke kennen gelernt haben. 
Das Verfahren mag überall da angebracht sein, wo Teile der Polygonseite 
schwer oder gar nicht zugänglich sind oder wo die Seiten sehr steil bergan oder 
-ab gehen, und zugleich mit den Richtungswinkeln die Höhenwinkel gemessen 
werden. Im allgemeinen aber wird man unter gewöhnlichen Verhältnissen 
mit der unmittelbaren Fängenmessung besser wegkommen, namentlich überall 
da, wo das sehr praktische Einrichten und Einmessen von Zwischenpunkten 
innerhalb der einzelnen Strecken angewandt wird, das ungleich wichtiger ist
	        
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