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I. Teil. Die Landesvermessung.
hat die Dreiecksseite Rauenberg—Berlin (Marienkirche) mit 19° 46' 4", 87 Azimut
dienen müssen. Nach dem Jahresbericht der Landesaufnahme 1919/20 Seite 36/37
soll ein neuer Nullmeridian der Landesaufnahme A 0 13 ", 3940 westlich des alten
Meridians von Ferro und ein neues Azimut Potsdam—Golmberg mit 154 0 47 '
33 ", 61 eingeführt werden, das um 1 ", 82 größer sein soll, als wenn es aus dem
alten Azimut Rauenberg—Berlin abgeleitet würde.
Da es für vorläufige Koordinatenberechnungen in einem neuen Dreiecks
netze von Wichtigkeit ist, die geographischen Koordinaten des Ausgangs
punktes und das Azimut der Ausgangsseite vor Beginn der eigentlichen Auf
nahme zu kennen, so wird es immer dort, wo der Vermessungsingenieur vor
die Aufgabe gestellt wird, ein völlig neues Netzsystem ohne irgendwelche
Anschlußmöglichkeit an ältere, schon koordinatorisch festliegende Punkte zu
schaffen, das notwendigste sein, seine Ausgangslinie (Basis) so zu wählen,
daß er auf einem ihrer Endpunkte eine gute „geographische Ortsbe
stimmung" ausführen und ihr Azimut mit Sicherheit festlegen kann.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Ortsbestimmung mit den gewöhn
lichen geodätischen Hilfsmitteln wegen der Lotabweichungen, der Seiten
refraktion des Lichtes, der gewöhnlich zur Verfügung stehenden Chrono
meter und aus anderen Gründen kaum genauer als auf eine Zeitsekunde
= s bewirkt werden kann. Das entspricht einer Winkelgenauigkeit von rund
db 15 "oder etwa ± 465 m auf der Erdoberfläche. Und wenn selbst durch
eine große Anzahl verschiedenartiger Beobachtungen auf demselben Punkt
die Genauigkeit auf ± y 20 S oder ± 0,75" erhöht werden sollte, würde doch
keine größere Genauigkeit als etwa von ± 25 m zu erreichen sein.
Deshalb erscheinen solche Neueinführungen, wie die oben angegebene, in An
betracht ihrer großen Unsicherheit und der außerordentlichen Tragweite für das
wirtschaftliche Vermessungswesen, das alle seine Arbeiten neu einstellen muß,
sehr bedenklich und überflüssig.
A. Die geographische Ortsbestimmung.
Zur sachgemäßen Ausführung auch der einfachsten Ortsbestimmung ist
die Kenntnis der wichtigsten astronomischen Grundbegriffe nötig.
Wie schon angedeutet wurde, werden Erde und Himmelsgewölbe als Kugeln
mit gemeinsamem Mittelpunkt und gleichem Achsensystem angesehen: die
Erdachse bis zur Himmelskugel verlängert heißt Weltachse, die Erdäquator
ebene trifft in ihrer Verlängerung die Himmelskugel im Himmelsäquator, und
ebenso schneiden die Meridianflächen das Himmelsgewölbe in den Himmels
meridianen oder „Stundenkreisen“, die Parallelkreisflächen die Himmelskugel
in den Himmelsparallelkreisen oder „Deklinationsparallelen“.
1. Die wichtigsten Begriffe.
Der Standort des Beobachters 0 hat dort, wo seine Lotrichtung die
Himmelskugel trifft, also über seinem Scheitel, den Zenit; wo sie die andere
Hälfte der Himmelskugel trifft, also unter sich, den Nadir.
Der Winkel, den der Sehstrahl des Beobachters nach einem Stern am
Himmelsgewölbe oder, was annähernd dasselbe ist, der Radius des Himmels