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I. Teil. Die Landesvermessung".
und ihn nach Einführung von Azimut A und parall. <£ q nach cp differenziert,
so erhält man den Wert:
d 9 = secM • dz— cos cp • tg A • dt + sec A • cos q • dB, (21)
woraus sich die Folgerung ziehen läßt, daß die Breitenbestimmung am besten
geschieht, wenn die Koeffizienten von dt, d z und d 8 ein Minimum werden,
d. h., wenn die beobachteten Sterne im Meridian stehen, wo A = 0° oder
= 180° ist.
Die nördliche Breite (B N ) wird am vorteilhaftesten aus dem Polarstern
(oc Ursae minoris mit 8„ = + 88,8°) in allen seinen Stundenwinkeln abgeleitet,
weil sein Azimut stets nur ein paar Grade beträgt, und aus einem der ent
sprechenden südlichen Sterne derart, daß ihre beobachteten Stundenwinkel
unter 20 m und die Zenitdistanzen der des Polarsterns bis auf etwa 5° gleich
sind.
Am südlichen Sternhimmel fehlt ein hellerer Polarstern; deshalb verbindet
man am zweckmäßigsten den Stern oc Crucis (des Kreuzes) oder oc Pavonis
(des Pfauen) mit entsprechend gelegenen Nordsternen zu Zenitdistanzmessungen
unter denselben Bedingungen, wie am nördlichen Himmel.
Die Zenitdistanz wird aus dem Grunde nach Sternpaaren — ein Stern
nördlich, ein Stern südlich vom Zenit und umgekehrt -— gemessen, um die
Instrumenten-, die Aufstellungs- und die Beobachtungsfehler nach Möglichkeit
auszuschalten. Welche Vorsichtsmaßregeln sonst bei der Beobachtung inne
zu halten sind, werden wir später sehen.
Für den Geodäten werden sich nach diesen allgemeinen Be
trachtungen vor allen anderen zwei Arten von Breitenbestimmun
gen aus Zenitdistanzen eignen:
oc) die Bestimmung der Breite aus Sonnenmittagshöhen
und ß) ,, ,, ,, ,, nach dem Polarstern.
Wir beschränken uns deshalb auf die Besprechung dieser beiden Arten.
a) Die Bestimmung der Breite aus Sonnenmittagshöhen
(Zirkummeridian=Zenitdistanzen).
Bei den Polarsternen kann man obere und untere Kulmination be
obachten, einmal die obere, wenn t und A — 0°, und das andere Mal die untere
Kulmination, wenn t und A = 180° sind, weil die Zirkumpolarsterne die einzigen
sind, die über dem Horizonte bleiben.
Es gibt also für sie zwei Zenitdistanzen im Meridian:
z m für die obere Kulmination
und z“ ,, ,, untere ,,
Daraus folgt:
obere Kulmination, Stern (*) südl. vom Zenit a) cp = 8 -(- z° m
>> ,, ,, nördl. ,, ,, b) 9 = 8 — z° m (22)
und untere Kulmination c) 9 = 180°— (8 -f z“).
Hierbei ist Voraussetzung, daß —- wie auf Sternwarten — die Zenit
distanzen z° m und z“ mit einem genau auf den Meridian eingestellten und