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I. Teil. Die Landesvermessung.
grade; man kann also mit der Teilung 0 bis 60 (in der gewöhnlichen Bezifferung)
Winkel von 0 bis 120° (in Doppelwerten) messen, obgleich der Teilungskreis
nur 1 / 6 (,,Sextant“) des Kreises von 360° umspannt. Werden beide Spiegel
parallel gestellt, was dadurch geschieht, daß mit dem beweglichen Spiegel b
dasselbe — sehr entfernte — Ziel beobachtet wird, wie mit dem Fernrohr über
den kleinen Spiegel a hinweg, so muß der Nonius 0° geben; die Abweichung
davon ist der Indexfehler des Sextanten. Wird bei dieser Nullstellung
z. B. 5' 20“ abgelesen, so ist der Indexfehler -f- 5 7 20 " und die Winkelver
besserung = —5' 20". Bs ist immer zweckmäßiger, den Indexfehler vor dem
Gebrauch festzustellen und hernach in Rechnung zu bringen, als ihn durch
entsprechende Richtigstellung des kleinen Spiegels zu beseitigen.
Der Indexfehler läßt sich am besten durch Sonnenbeobachtungen unter
Verwendung der vor dem Spiegel angebrachten Okularblendung feststellen,
wobei man die Ränder der unmittelbar beobachteten und der gespiegelten
Sonnenscheibe sich berühren läßt, und zwar zweimal, einmal mit dem rechten
und das andere Mal mit dem linken Rande. Die aus den entsprechenden Nonien
ablesungen in Reihe I (rechts) und Reihe II (links) erzielten Werte werden
unter sich gemittelt und die Mittel I und II miteinander wie folgt verbunden:
I + II
Indexfehler i = —-—>
Zj
I—II
Sonnendurchmesser 2 r = —
Z
Aus dem astronomischen oder nautischen Jahrbuch entnimmt man den
Sonnenhalbmesser für den Beobachtungstag, dessen doppelter Wert gleich 2 r
sein muß. —
Außer dem Indexfehler beeinflussen noch der Teilungsfehler,
der Fehler in der senkrechten Stellung der Spiegel,
,, ,, ,, ,, Parallelstellung zwischen Fernrohrachse und Instru
mentenebene,
,, ,, ,, ,, Ebenheit der Spiegelflächen,
,, ,, infolge Anwendung der Blendgläser und
,, ,, ,, Exzentrizität
das Ergebnis der Messung.
Alle diese Fehler werden zweckmäßig vorher genau bestimmt und nach
kleinen Korrektionstafeln in Rechnung gebracht.
Aus diesem Grunde ist der Prüfungsschein der Deutschen Seewarte für
den Gebrauch des Sextanten von Wichtigkeit. Eingehenderes über die Fehler
theorie ist in Jordan, ,,Grundzüge der astronomischen Zeit- und Orts
bestimmungen“, zu finden.
Wird der Sextant für terrestrische Winkelmessungen verwandt,
so müssen die ja in der Regel in geneigten Ebenen gemessenen Winkel auf
den Horizont berichtigt und nötigenfalls auch die Parallaxe des Sextanten
berücksichtigt werden. Sind h und h' die beiden (ebenfalls mit dem Sextanten
zu messenden) Höhen der beiden Ziele P und P' über dem Horizont, A' der