IX. §. 10. Ausgleichung des Dreiecksnetzes.
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§. 10. Hypothese über den relativen Werth der mit ver
schiedenen Instrumenten gemessenen Winkel in dem
Dreiecksnetze.
Die Odervermessung ist mit einem Szölligen Theodoliten ausgeführt
worden, dessen Nonien eine unmittelbare Ablesung yon 10" gestatteten.
Die Winkel sind sämmtlich aus zwölffachen Repetitionen hergeleitet, und die
Fehlersummen der 3 Winkel der Dreiecke betragen im Durchschnitt 8 bis HW
und steigen einigemal sogar bis zu 20 // .
Die Dreiecke des Generalstabes zwischen Berlin und Oderberg sind
mit Szölligen Reichcnbacliseben Theodoliten 10- bis 15fach gemessen, und
die Fehlersummen der 3 Winkel der Dreiecke bleiben stets unter 5". Die
Winkel auf den Nivellements-Stationen sind wie aus §. 4. hervorgeht, theils
mit einem 15zölligen, theils mit einem 12zölligen Theodoliten beobachtet.
Bei der ganzen Dreiecksketle zwischen Berlin und Swinemünde sind
also vier verschiedene Instrumente in Anwendung gekommen. Wenn es sich
daher um eine genaue Ausgleichung des ganzen Netzes handelte, so müssten
zunächst die relativen Werlhe dieser Winkelmessungen durch eine strenge
Vergleichung der Instrumente festgestellt werden. Abgesehen von den
Schwierigkeiten die dies machen würde, ist aber eine solche Vergleichung
gegenwärtig unmöglich, w r eii die Instrumente nicht mehr in dem Zustande
sind, in welchem sie zur Zeit der Messungen waren; und dann möchte eine
so mühsame Arbeit, bei einer Unsicherheit der Winkel, wie die oben an
geführte, auch wohl überhaupt nur w-enig belohnend sein. Eben so wenig
kann aber allen Beobachtungen ein gleiches Gewicht beigelegt werden, weil
dadurch die guten Beobachtungen offenbar zu grofse Korrektionen erhalten
und also fehlerhafter werden würden als sie es an und für sich sind.
Zur gehörigen Würdigung des Werthes der verschiedenen Winkel-
messungen wollen wir noch Folgendes anführen:
Die mit dem 15zölligen Theodoliten beobachteten Directionen können
nach §. 6. bis auf eine Secunde genau angesehen werden.
Die Anzahl der Beobachtungen mit dem 12zölligen Theodoliten ist
dagegen zu gering, um eine Vergleichung beider Instrumente rathsam erschei
nen zu lassen.