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III. IlöJienmessung.
§. 18. Theorie.
Der Herr Geheime Rath Bessel hat (Gradmessung in Ostpreufsen
Seite 193) bereits die nothwendigen Formeln zur Berechnung eines trigono
metrischen Nivellements gegeben; es würde daher streng genommen hier nur
nöthig sein darauf hinzuweisen. Da es aber manchem Leser angenehm sein
dürfte, hier alles beisammen zu finden, so wird es nicht unzweckmäfsig er
scheinen, wenn ich die dort gegebenen Ausdrücke hier wiederhole, und in
Bezug auf praktische Anwendung möglichst zu erweitern suche.
Bezeichnet man die Höhen zweier Punkte A und В über der Meeres-
fläche durch h und U (FigL); ihre gegenseitigen Zenithdistancen durch z und z ;
die Strahlenbrechung in A durch Дz, die in В durch Az , so ist die Zenith-
distance der A mit В verbindenden geraden Linie in А — z -4- Az-, die Ze-
nithdistance derselben Linie in В zz z -j- Az. Nennt man ferner den Win
kel, den die beiden durch A und В gehenden Lothlinien an ihrem Durch
schnittspunkt *) mit einander machen C, und den Krümmungsradius 7*, so hat
man in dem ebenen Dreieck ABC die drei Winkel
ABC — 180°— z — Az
ВАС — 180 — s — Az
BCA — C
ihre Summe 180° uz 360° -j- C — (z -j- Az -f- z -J~ Az)
oder z -j- Az -j- z Az zz: 180° -j- C 1.
*) Obgleich ein Durchschnitt zweier Lothlinien auf dem Erdellipsoid in aller Strenge
nur bedingungsweise stattfindet, so wird doch mit Rücksicht darauf, dafs die Breitendiffe
renz zweier von einander sichtbaren Punkte nicht grofs sein kann, der Fehler unberück-
sichtiget bleiben können. Dies wird anschaulich, wenn man sich die beiden Punkte auf
einer Kugeliläche denkt, deren Radius dem mittleren Krümmungsradius der, beide Punkte
verbindenden Linie gleich ist.