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Berichtigung bedürfen, wenn sie ursprünglich richtig geschliffen sind.
Das in Fig. 98 vorgestellte vierseitige Prisma liefert zwar hellere
Bilder als der Winkelspiegel; es ist aber viel theurer als dieser und
daher weniger zu empfehlen als das dreiseitige (Fig. 97). Wer
übrigens das in den nachfolgenden Paragraphen beschriebene Pris-
menkreuz besitzt, bedarf keiner Winkelprismen mehr, da dasselbe
zwei splche Prismen enthält.
Das Prismenkreuz. 1
§. 104.
Durch die vorher betrachteten Werkzeuge kann ein rechter
Winkel mit hinreichender Genauigkeit und Bequemlichkeit abgesteckt
werden; der praktische Geometer hat aber auch sehr oft Winkel von
180° abzustecken. Dieses ist der Fall, wenn er zwischen zwei ge
gebenen Punkten einen dritten in gerader Linie einschalten oder den
Durchschnittspunkt zweier Diagonalen eines Vierecks auf dem Felde
suchen soll. Er kann zwar diese Aufgaben in der Regel mit Flucht
stäben und einem oder zwei Gehilfen lösen; aber die Lösung auf
diesem Wege ist unter allen Umständen weitläufig, manchmal un
sicher, in einzelnen Fällen unmöglich.
Diese Erwägung gab uns vor einigen Jahren Veranlassung zur
Erfindung des Prismenkreuzes, eines einfachen Werkzeuges, das
der Hauptsache nach aus zwei Glasprismen besteht, deren Grund
flächen gleichseitige rechtwinkliche Dreiecke sind und welche so auf
einander liegen, dass ihre Hypotenusenebenen sich senkrecht kreuzen,
während die Kathetenebenen und die Axen mit einander parallel
sind. Mit diesem Prismenkreuz kann man nicht allein Winkel von
180° auf die einfachste Weise und ohne Zuziehung von Gehilfen,
sondern auch rechte Winkel abstecken, indem jedes der Prismen für
sich ein Winkelprisma ist (Fig. 97). Für geometrische Terrain
studien, flüchtige Aufnahmen, Messungen auf breiten Flüssen u. drgl.
bietet es dem Winkelspiegel gegenüber entschiedene Vortheile, wie
von einer grossen Anzahl Praktiker bereits thatsächlich anerkannt
ist und täglich mehr anerkannt wird.
1 Ausführlicheres hierüber findet man in der Abhandlung: „Theorie und Ge
brauch des Prismenkreuzes von Professor C. M. Bauernfeind.“ München. bei
J. Palm. 1851. Preise ‘24 kr.