Full text: Die Messinstrumente und ihr Gebrauch (Bd. 1)

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Die Orientirbussole. 
§. vu. 
Von den meisten geometrischen Aufnahmen wird verlangt, dass 
sie die Lage der aufgenommenen Punkte nicht bloss unter sich, son 
dern auch gegen bestimmte Richtungen, z. B. die Himmelsgegenden, 
darstellen. Man findet desshalb auf den Plänen fast immer die Mit 
tagslinie und die Senkrechte darauf angegeben. Andererseits ist es 
für die Aufstellung des Messtisches auf dem Felde oft sehr erwünscht, 
die Richtung des magnetischen Meridians zu kennen. Zur Angabe 
dieser Richtung und der Mittagslinie für eine Messtischaufnahme, 
welche keinen Theil einer grösseren Vermessung ausmacht und folg 
lich nicht auf ein Dreiecknetz gegründet ist 1 , bedient man sich der 
Orientirbussole, welche aus einem parallelepipedischen Kästchen 
(von etwa 6* Zoll Länge, 3 Zoll Breite, 1 Zoll Höhe), worin 
sich eine Magnetnadel und zwei eingetheilte Kreisbögen befinden, 
besteht. Die Nadel ist wie bei der Feldbussole eingerichtet und 
wird wie dort mit dem sie tragenden Stifte in und ausser Verbin 
dung gesetzt und auf ihre Empfindlichkeit geprüft. Die beiden Kreis 
bögen sind Theile eines Gradrings, der im Nadelstifte seinen Mittel 
punkt hat, und liegen an den schmalen Seiten des Kästchens. Der 
Durchmesser dieser Bögen, welcher mit den Langseiten der Boden 
platte des Kästchens parallel läuft, wird durch eine schwarze Linie 
auf der Bodenfläche sichtbar gemacht und gewöhnlich mit SN be 
zeichnet. Dreht man das Kästchen so, dass die Nadel die Linie SN 
deckt, so stehen die Langseiten der Bodenplatte, welche als Lineale 
dienen, in der Richtung des magnetischen Meridians. Die Nullpunkte 
der beiden Kreisbögen liegen in dem Durchmesser SN; von ihnen 
aus werden nach beiden Seiten hin etwa 10 bis 15 Grade auf die 
Bögen gezeichnet. 
Soll mit Hilfe des eben beschriebenen Werkzeugs eine Mess 
tischaufnahme nach den Himmelsgegenden orientirt werden, so ver 
fahre man folgendermassen. Zunächst stelle man den Messtisch über 
einem beliebigen Punkt P des Feldes so auf, dass der Punkt p der 
Aufnahme, welcher das Bild von P ist, lothrecht über P liegt, und dass 
nach der Horizontalstellung des Blattes eine Seite pq des Plans mir 
1 Wenn einer Messtischaufnahme ein Dreiecknetz zu Grunde liegt, so ist die 
Lage aller aufgenommenen Funkle gegen die Millagslinie aus diesem Netze bekannt, 
wie später gezeigt wird.
	        
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