sondern nur zur Abgleichung derjenigen Massstäbe gebraucht, welche
in der praktischen Geometrie und bei wissenschaftlichen Unter
suchungen zu genauen Längenmessungen dienen. Man unterscheidet
zwei Formen derselben : nämlich solche, welche das Ur- oder Mut
termass bei einer bestimmten Temperatur durch den Abstand ihrer
ebenen oder abgerundeten Endflächen angeben (Massstäbe mit
Endflächen, étalons à bouts) und solche, welche die einfache
oder zusammengesetzte Längeneinheit bei einem bestimmten Wärme
grad durch die Entfernung zweier zur Axe des Massstabs senkrech
ter Striche darstellen (Massstäbe mit Endstrichen, étalons
à traits). Die Urmassstäbe mit Endflächen verdienen stets den
Vorzug vor denen mit Endstrichen, weil sie erfahrungsmässig nicht
bloss eine leichtere und genauere Abgleichung mit anderen Mass-
stäben gestatten, sondern auch bei einer geringen Biegung, die sie
fast immer erleiden, wenn ihre Unterlage nicht eine vollkommene
und ganz feste Ebene ist, ihre Länge weniger ändern als jene. Das
Letztere ist leicht einzusehen. Denn da bei der Biegung eines wag
recht liegenden Stabes dessen obere Fasern zusammengedrückt, die
unteren ausgedehnt, die mittleren aber weder verlängert noch ver
kürzt werden, so behält die Axe des Stabes ihre Länge bei, wäh
rend der Bogen zwischen den auf der oberen Fläche des Stabes be
findlichen Strichen kürzer wird. Bei der Abgleichung wird nun
zwar nur die Sehne der Bögen zwischen den Endpunkten oder den
Endstrichen benützt, eine einfache Ueberlegung zeigt aber, dass die
Sehne zwischen den Mittelpunkten der Endflächen weniger von der
Normallänge abweicht als die Sehne zwischen den Endstrichen auf
der Oberfläche des Massstabes.
Einer der vorzüglichsten Urmassstäbe, welche es gibt, ist ohne
Zweifel der preussische, welchen Bes sei im Jahre 1837 herstellte.
Der drei Fass lange prismatische Stab besteht aus Gussstahl und hat
einen quadratischen Querschnitt von dreiviertel Zoll Seite. Seine
Enden sind durch abgestumpfte Kegel von Saphir in der Art gebil
det, dass die grösseren Grundflächen dieser in Gold gebetteten Kegel
sich im Inneren des Stabes befinden und die kleineren abgerundeten
nur wenig über die Enden des Stahlstabs vorstehen. Gegen Ab
nützung der Endflächen bei Vergleichungen schützt die Härte der
Steine, und gegen die Erweiterung der Kegelbetten und die damit
verbundene Längenänderung, welche in Folge einer Rostbildung