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Berührung eines leichten Schiebers vermochte eine schwere Messstange
nicht mehr zu verrücken; und da der Schieber mit einem Nonius
versehen war, so konnte man den Abstand der Endflächen der
Messstangen mit ziemlicher Genauigkeit messen, so lange diese ganz
wagrecht lagen: bei schiefer Lage traten, wie leicht zu begreifen,
wegen der nicht mehr parallel laufenden Endflächen Fehlerein, die
eine weitere Verbesserung der Messstangen wünschen liessen. Diese
Verbesserung ging von Reichenbach aus, indem er die Messstangen
an ihren Enden mit Schneiden versah und den Messkeil einführte,
der in §. 74 beschrieben wurde. Seit Reichenbach wendet man. fast
ausschliesslich Messstangen mit Schneiden und Keilen an; wenigstens
sind die bedeutendsten Grad - und Landesmessungen mit solchen
Stangen gemacht worden. Wir legen unserer Beschreibung den
Basisapparat zu Grunde, welchen Schwerd nach dem Münchener,
womit die grosse Speierer und die Nürnberger Basis gemessen wurde,
angefertigt und zur Messung der kleinen Speierer Basis, wovon
schon S. 129 die Rede war, benützt hat.
Dieser Apparat besteht aus 5 Messstangen von Eisen, jede von
4 Meter Länge und 1 Centimeter Dicke und Breite. Die beiden
Enden jeder Stange sind von federhartem Stahl und keilförmig zu
gearbeitet; während die eine Kante lothrecht ist, liegt die andere
wagrecht; beide stehen senkrecht zur Axe der Messstange. Jede
solche Stange befindet sich in einem hölzernen Gehäuse, aus dem
nur die Stahlkanten 2 Centimeter weit hervorragen. Die Bretter
sind, um das Verziehen zu hindern, der Länge nach entzwei ge
schnitten und mit entgegengesetzten Fasern zusammengeleimt, und
zur Verstärkung des Gehäuses gegen Biegung dient ein an der un
teren Fläche angebrachter Riegel von 6 X 6' Quadratcentimeter Quer
schnitt. In der Mitte des Gehäuses ist jede Eisenstange festgeklemmt,
nach den Enden hin kann sie sich aber frei ausdehnen. Neben die
ser Klemmung liegt das Thermometer, womit die Temperatur der
Messstange gemessen wird, auf einem dünnen Brettchen so, dass
die Kugel das Eisen berührt und die Röhre der Axe des Massstabs
parallel läuft. Ueber der Scale t in Fig. 159 (die eine Oberansicht
des mittleren Theils einer Messstange mit ihrem Gehäuse vorstellt),
ist der Deckel des Gehäuses durchbrochen und mit einer Glasscheibe
versehen, welche vor und nach der Ablesung des Thermometers mit
einem Brettchen zugedeckt wird. Mitten auf dem Gehäuse ruht eine