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Diese Genauigkeit der Messung Verdanken wir den vollkom
meneren Nivellirinstrumenten, welche alle besseren mechanischen
Werkstätten liefern. Für viele technische und ökonomische Zwecke
ist aber begreiflicherweise eine so grosse Genauigkeit wie die ange
führte nicht nöthig; es werden daher neben den feinsten Nivellir-
instrumenten auch andere von geringerer Leistungsfähigkeit, und ausser
den genauesten Nivellirmethoden auch weniger zuverlässige Metho
den des Nivellirens angewendet.
Die allgemeinste Anforderung, welche ein Nivellirinstrument
zu befriedigen hat, besteht in der Gewährung einer wagrechten
Absehlinie, welche auf einen lothrecht gestellten Massstab gerichtet
werden kann. Denkt man sich nämlich in einem Punkte A einen
Fig. 203.
solchen Massstab, der hier eine Nivellirlatte heisst, lothrecht
aufgestellt und von der horizontalen Visirlinie m n des Instruments
(I) in dem Punkte D getroffen, so bezeichnet diese Absehlinie die
Höhe AD des Punktes D über A (die Visir- oder Lattenhöhe von
A); und denkt man sich weiter in derselben Horizontalebene, worin
D, n, m liegen, die Visirlinie n m auf die in B stehende Latte ge
richtet und diese in E getroffen, so erhält man auch die Höhe BE
des Punktes E über B (die Visirhöhe von B). Nun ist aber, wenn
AC der Horizont von A ist, AC ¡1 DE und daher der Höhenunter
schied zwischen A und B gleich BC = BE — AD. Man findet folg
lich durch das hier im Allgemeinen angedeutete Verfahren des Ni
vellirens den Höhenunterschied zweier Punkte mit Hilfe einer hori
zontalen Absehlinie und einer Nivellirlatte.
Zur Herstellung wagrechter Absehlinien bietet uns die Natur
drei Wege dar: erstens das Loth in Verbindung mit einer Senk
rechten', zweitens den Stand der tropfbaren Flüssigkeiten in com-
municirenden Röhren; und drittens die Vereinigung einer tropfbaren