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Bild ebenfalls hinter der Netzhaut, wesshalb sie es auf diese zu
bringen suchen, indem sie den Gegenstand so lange entfernen, bis
sie ihn deutlich erkennen. Kurzsichtige Augen vereinigen die von
einem 8 bis 10 Zoll weit entfernten Gegenstände kommenden Strahlen
vor der Netzhaut; nähert man aber diesen Gegenstand dem Auge
immer mehr, so wird er an einer bestimmten Stelle am deutlichsten
gesehen, und in dieser Stellung trifft sein Bild gerade auf die
Netzhaut.
§• 19.
Scheinbare Grosse.
Wir beurtheilen die Grösse der Gegenstände, welche wir mit
freiem Auge betrachten und an denen wir keine eigentliche Messung
vornehmen, nach der Ausdehnung des Bildes, welches sie auf der
Netzhaut des Auges erzeugen, und daher können wir diese Ausdeh
nung, welche sich bei gleicher Entfernung direct mit der Grösse,
und bei gleicher Grösse umgekehrt mit der Entfernung der Gegen
stände ändert, deren scheinbare Grösse nennen. Dass diese
proportionale Aenderung stattfindet, ist durch viele Versuche an
Menschen- und Thieraugen dargethan. Diese Versuche lehrten, dass
die Verbindungslinien irgend welcher Punkte eines Gegenstandes
mit deren Netzhautbildern sich alle in einem und demselben Punkte
des Auges, der hinter der Krystalllinse nahe in der Mitte des Aug
apfels liegt und Kreuzungspunkt heisst, schneiden.
Bezeichnet (in
Fig. 3) m diesen
Punkt und E F
irgend einen Ge
genstand, so ist ef
dessen Bild auf der
Netzhaut. Rückt
dieser Gegenstand
dem Auge näher in die Stellung E'F', so wird sein Bild e'f' in dem
Masse grösser als ef, in welchem der Abstand mD' kleiner ist als
mD. Bleibt aber der Gegenstand in der Entfernung mD' und nimmt
seine Grösse von E'F' bis auf E"F" ab, so wird sein Bild in ef in
dem gleichen Verhältnisse dieser Abnahme kleiner als e'f', wie sich
aus ganz einfachen geometrischen Sätzen ergibt. Um diese Aenderungen
Fig. 3.