40
aber wieder genau an m, so erhält man ein zweites Bild (m")
dieses Punkts. Ist die Lothgabel richtig, so müssen nothwendig
beide Bilder zusammenfallen; hat sie aber einen Fehler, so wird
dieser, wie man leicht einsieht, durch den Abstand der Bilder
m' und m" seiner Grosse und Lage nach angezeigt. In dem
hier gezeichneten Falle ist der obere Schenkel zu lang; läge aber
in' in m" und umgekehrt, so wäre er zu kurz. Er müsste also in
dem ersten Falle um 1 / 2 (nF in") verkürzt, in dem zweiten aber um
eben so viel verlängert werden. Da aus leicht begreiflichen Grün
den für diese Verbesserungen an der Gabel keine Vorrichtungen
angebracht sind, so müssten allenfallsige Abänderungen, wenn sie
nöthig werden sollten, von dem Mechaniker selbst vorgenommen
werden.
Die Libellen oder Wasserwagen.
§• 35.
Die Libellen sind die empfindlichsten und desshalb wichtigsten
Vorrichtungen zur Herstellung wag- und lothrechter Linien und
Ebenen. Ausserdem dienen sie zur Messung geringer Abweichungen
der zu ihnen parallel oder senkrecht gestellten Richtungen von der
wag- oder lothrechten Lage. Sie bestehen der Hauptsache nach aus
einem in Messing gefassten verschlossenen Glasgefässe, welches mit
zwei verschiedenen Flüssigkeiten, einer tropfbaren und einer luft-
förmigen, angefüllt ist, von denen die letztere als die specifisch
leichtere auf der ersteren schwimmt und als Luftblase erscheint.
Das Glassefässe ist entweder wie eine Röhre oder eine runde Dose
geformt, und man unterscheidet desshalb Röhren- und Dosenlibellen.
Die letzteren sind aber nunmehr ziemlich ausser Gebrauch gekommen,
und wo sie noch angewendet werden, bedürfen sie nur einer sehr
geringen Empfindlichkeit. Die tropfbare Flüssigkeit in dem Gefässe
war ehemals Wasser und die elastische atmosphärische Luft; daher
die Namen „Wasserwage“ und „Luftblase.“ In neuerer Zeit wendet
man aber bei den weniger feinen Libellen Weingeist und bei den
feineren und feinsten Schwefeläther (Vitriolnaphta) zur I üllung an,
und lässt die Luftblase nicht aus atmosphärischer Luft, sondern aus
Dampf der eingefüllten Flüssigkeit bestehen. Dieser Dampf wird
dadurch erzeugt, dass man das Gefäss bei gewöhnlicher Tem
peratur bis auf einen kleinen Raum mit Flüssigkeit anfüllt und
Rau er n feind, Vermessungskunde. 4