186
3) Die Messung und Ausgleichung der Winkel.
§. 301.
Die Messung der Winkel des trigonometrischen Netzes geschieht
mit den bessten acht- bis zehnzölligen Theodolithen, welche bei
Dreieckpunkten erster Ordnung auf steinernen Postamenten, bei
Punkten zweiter Ordnung aber auf einem der früher beschriebenen
dreibeinigen Stative ruhen, welche zur Sicherheit auf drei in den
Boden gerammte Pfähle gestellt und mit Gewichten beschwert wer
den. Ob die Winkel durch Repetition gemessen werden sollen oder
nicht, hängt von der Anordnung des technischen Leiters der ganzen
Vermessung ab; bedeutende Astronomen und Geodäten, wie Bessel
und Hansen, verwerfen die Repetition und verlangen statt derselben
folgendes Verfahren.
Nachdem nämlich der Theodolith centrisch und horizontal auf
gestellt ist, wird bei feststehendem Horizontalkreise das Fernrohr
nach und nach auf alle einzuschneidenden Dreieckpunkte einge
stellt und jeder Nonius des Alhidadenkreises abgelesen. Ist eine
solche Reihe von Einstellungen und Ablesungen, welche ein Gyrus
genannt wird, zu Ende, so dreht man den Horizontalkreis um einen
beliebigen Winkel von etwa 20° oder 30° und schlägt das Fernrohr
durch. Hierauf stellt man den Horizontalkreis fest, richtet das Fern
rohr wieder auf alle vorher anvisirten Signale, jedoch in umgekehr
ter Ordnung und liest die Nonien ab. Dieser Gyrus korrespondirt
dem vorausgegangenen. Auf ihn folgt wieder eine Drehung des
Horizontalkreises, das Durchschlagen des Fernrohrs, dessen Einstel
lung in der ersten Richtung und Ablesen der Nonien. Zu diesem
dritten Gyrus wird der korrespondirende vierte gemacht, und so
fährt man fort, bis ein Punkt erster Ordnung etwa 60mal, ein Punkt
zweiter Ordnung 20mal und ein Punkt dritter Ordnung 8mal gut
beobachtet worden ist. Da man von den Punkten eines Dreiecks
zweiter Ordnung alle Punkte dritter Ordnung, welche auf der Fläche
jenes Dreiecks liegen, sehen kann, so schneidet man die Punkte
dritter Ordnung sofort mit denen der zweiten Ordnung ein. Sollten
sich jedoch dadurch die anzuvisirenden Punkte sehr häufen, so ist
es gut, sie zu theilen und nur etwa 15 Punkte in einen Gyrus auf
zunehmen. Bei jedem Gyrus soll man das Fernrohr wieder genau
auf den Ausgangspunkt einstellen und, wenn sich hierbei eine