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seyn, wenn man unter k' die Strahlenbrechungsconstante bei Sonnen-
Auf- und Untergang und unter b die in halben Tagebögen 1 ausge
drückte Zeit versteht. Geht die Sonne z. B. um 4 Uhr auf, so ist
die Zeit b von 4 bis 12 Uhr und von 12 bis 8 Uhr Abends gleich
dem halben Tagebogen = 15 die Zeit von 8 bis 12 Uhr oder von
12 bis 4 Uhr Nm. gleich der Hälfte des halben Tagebogens, also
b = 0,5 u. s. w. Geht dagegen die Sonne um 6 Uhr auf, so be
zeichnet der halbe Tagebogen eine Zeit von 6 Stunden, und es
würde demnach für Beobachtungen, die um 8 Uhr Vm. oder um
4 Uhr Nm. gemacht werden, b = 0,666 zu setzen seyn. Wie gross aber
auch der ganze Tagebogen seyn mag, so ist doch immer für Beob
achtungen, die während des wahren Mittags gemacht werden, b = 0;
es müsste folglich für diese Beobachtungszeit auch k = 0 seyn, wenn
der oben angeführte Satz von Baeyer richtig ist. Bestätigende Ver
suche hierüber fehlen indessen noch. Den Werth von k' hat Baeyer
= 0,1016 gefunden; der Werth von k = 0,0653 fände somit statt
wenn
, k 0,0653
b ~~ k' 0,1016 “ 0,6427
wäre, oder wenn an einem Tage, dessen Bogen 12 Stunden Zeit
entspricht, die Beobachtungen um 8 h 9' Vm. oder 3 h 51' Nm. gemacht
würden.
§. 320.
Aufgabe. Die Reduction der Vertikalwinkel auf den
wahren Scheitelpunkt vorzunehmen.
Bei dem früher beschriebenen Verfahren, den Zenithwinkel einer
Linie zu messen, wurde vorausgesetzt, dass die Drehaxe des Ver
tikalkreises des Theodolithen in einem Endpunkte der Linie liege.
Dieses ist aber in der Regel nicht möglich, und es steht (wenn kein
Heliotropenlieht angewendet wird) entweder das Instrument über
oder unter dem genannten Endpunkte. Dieser Umstand veranlasst
einen kleinen Fehler im Zenithwinkel, welcher berücksichtigt werden
muss. Die Verbesserung des letzteren nennt man dessen Reduction
auf den wahren Scheitel.
Nimmt man, wie in Figur 382 geschehen, an, dass, um
1 Tagebogen = dem Bogen, den scheinbar die Sonne zwischen Auf- und
Untergang beschreibt.