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Fig. 38S.
eine obere und eine untere Cul-
mination (S, S'). Stellt man nun
einen Tlieodolithen über dem
Punkte 0 horizontal und so auf,
dass sich die Absehlinie in der
Meridianebene dieses Punktes be
wegt, und beobachtet man für
die obere Culmination den Höhen
winkel SOH = xfj und für die
untere den Winkel S' 0II = ?//,
so lässt sich aus diesen Winkeln
derjenige Höbenwinkel cp‘ be
rechnen, welcher den Winkel
SOS' balbirt und dessen ge
neigter Schenkel 0 P (wegen
der ausserordentlichen Entfer
nung des Punktes P) der Erd-
axe parallel ist: dieser Winkel ist aber die gesuchte Polhöhe und,
wie man sofort einsieht, gleich
9>' = V 2 (y; + V/), (367)
vorausgesetzt, dass jeder der gemessenen Höhenwinkel xp und ip 1
schon seine Verbesserung wegen der atmosphärischen Strahlenbrechung
erhalten hat. Man liest nämlich in Folge dieser Strahlenbrechung
für die obere Culmination nicht unmittelbar den Winkel ?/>, sondern
einen etwas grösseren y und für die untere Culmination nicht t//,
sondern y' ab. Bezeichnet nun g die Refraction für y und g 1 die
Refraction für y', so ist xjj = y -f- p und ?// = y' -f- g' zu setzen.
Diese astronomischen Refractionen, welche sich nicht wie die
terrestrischen nach der Formel g = k C berechnen lassen, findet
man aber für den vorliegenden Zweck genau genug aus der Tafel
Nr. XII, welche dem Anhänge beigefügt ist und einen Bestandtheil
der Bessel'schen Refractionstafeln bildet. Es versteht sich, dass
man die Winkel xp und xp' oder zunächst y und y‘ auch mit einem
Spiegelkreise oder Sextanten bestimmen kann, sobald man nur die
Zeiten der Culminationen des Polarsterns kennt.
Der Winkel cp\ den man auf diese Weise erhält, ist gleich dem
Winkel der Normale des Punktes 0 mit der Aecjuatorebene und heisst