Standlinien und der veränderlichen Strahlenbrechung nur ungenaue
Resultate liefern kann, abgesehen von der grösseren Arbeit, welche
sie verursacht. In solchen Fällen erscheint das Ni vellir en, welches
keine Horizontalmessungen voraussetzt und dessen Resultate fast
immer von den nachtheiligen Einflüssen der Strahlenbrechung und
Erdkrümmung befreit werden können, als die vorzüglichste Art der
Höhenmessung.
§. 330.
Aufgabe. Den Einfluss der Erdkrümmung und der
Strahlenbrechung auf die Resultate des Nivellirens dar-
z ust eilen.
Im ersten Bande dieses Werks (S. 372) haben wir zur Erläu
terung des Begriffs der Nivellirinstruinente angenommen, es handle
sich bloss lim die Ermittelung des Höhenunterschieds zweier nahe
gelegener Punkte und unter dieser Voraussetzung war es nicht nöthig,
auf die Krümmung der Erde und die Brechung des Lichts in der
Luft Rücksicht zu nehmen. Jetzt muss der Begriff* des Nivellirens
etwas schärfer gefasst werden, damit man klar einsieht, in welchem
Zusammenhänge die Erkrümmung und Strahlenbrechung mit dem
Nivelliren stehen, und in welchen Fällen deren Einflüsse eliminirt
oder doch unschädlich gemacht werden können.
1) Der Höhenunterschied zweier Punkte ist der senkrechte Ab
stand ihrer wahren Horizonte. Sind
A und B (Fig. 392) zwei Punkte
der Erdoberfläche und AD, BE
ihre von dem Erdmittelpunkte C
aus beschriebenen und in der Ver
tikalebene ABC liegenden wahren
Horizontallinien, so bezeichnen die
vertikalen Linien AE und BD den
gesuchten Höhenunterschied. Denkt
man sich nun in dem Punkte A eine
in der Ebene ABC liegende hori
zontale Visirlinie AH, wie sie ein
Nivellirinstrument liefert, so ist
diese eine Tangente zum wahren
Horizonte AD und gibt folglich auf
Fig. 892.