§ 8. Die Zeit der Renaissance.
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Weines nahm, durch Ausbildung der trigonometrischen Hülfs-
mittel. Ihm genügte nicht mehr die Genauigkeit, welche die
trigonometrischen Tafeln der Araber boten. Er konstruierte
daher eine neue Sinustafel, in welcher er den Kreisradius
gleich 60000 wählte und in der die Bogen von 10' zu 10'
Zunahmen *).
Dem Kardinal Nikolaus von Cusa**) (1401—1464) ge- 0
btihrt das Verdienst, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wieder
auf das Problem von der Quadratur des Zirkels gelenkt zu haben.
In den Jahren 1450—1460 bemühte er sich in verschiedenen Ab
handlungen um die Aufgabe der Arkufikation der Geraden.
Er stellte sich nämlich die Aufgabe, von einem gegebenen gleich
seitigen Dreiecke allmählich überzugehen zu regelmäfsigen
Vielecken von gleichem Umfange aber immer gröfserer Seiten
zahl, um schliefslich so zu einem Kreise gleichen Umfangs zu
gelangen, dessen Radius dami zu bestimmen war. In einem
Briefe an den bekannten Arzt und Naturforscher Paola Tos-
canelli teilte er eine, nach seiner Meinung genaue, Lösung
dieser Aufgabe mit. Die von ihm gegebene Konstruktion ist
natürlich nur angenähert richtig, immerhin ist die Annäherung
keine unbedeutende, denn die nachträgliche Berechnung des Wer
tes von je, dem die Konstruktion entspricht, liefert 7t — 3,1423...,
während 3 * = 3,1428 . . . ist. Von viel geringerer Genauig
keit sind dagegen die eigentlichen Quadraturen und Rektifika-
tionen, welche der gelehrte Kardinal veröffentlichte. Bereits
1464 wies Regiomontanus in einer Streitschrift***) gegen Cu-
*) Cantor II., pag. 167—168; Wolf I., pag. 170.
**) In bezug auf diesen vielseitigen und anregenden Gelehrten, der
auch mit Peurbach und Regiomontan in lebhaftem Verkehre stand, siehe:
Schanz, Der Cardinal Nicolaus von Cusa als Mathematiker (Programm
des Gymnasiums in Rottweil, 1871 — 72); ferner Cantor IL, pag. 170—187.
Cusa’s Werke wurden 1565 in Basel herausgegeben.
***) Diese sehr interessante, zum Teil in Dialogen gehaltene und mit
allem Detail der erforderlichen Rechnungen ausgestattete Schrift wurde
1533 von Johann Schöner in Nürnberg unter dem Titel „De quadratura
circuli“ herausgegeben und zwar als Anhang zu Regiomontans berühmtem
Werke „De triangulis omnimodis libri quinque“, welches von Wilibald
Pirckheimer angekauft und vor dem Untergange bewahrt worden war.