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Drittes Kapitel.
Diese Reihe, welche zugleich das Verhältnis der Kreis
fläche zu dem Quadrate des Durchmessers darstellt, war von
Leibnitz im Jahre 1674 mehreren ihm befreundeten Mathe
matikern brieflich mitgeteilt worden. Im Drucke*) veröffent
lichte er aber seine darauf bezüglichen Untersuchungen erst
im Jahre 1682 unter dem Titel „De vera proportione
circuli ad quadratum circumscriptum in numeris ratio
nalibus". Obwohl nun diese Leibnitz’sche Reihe die von
Vieta, Wallis und Brouncker gegebenen Darstellungen an Ein
fachheit bei weitem übertrifft, so ist sie doch wegen ihrer
langsamen Konvergenz für die praktische Berechnung der Zahl
% nicht sehr brauchbar.
Man kann aber aus der Reihe für artg x andere sehr
rasch konvergirende Reihen ableiten. Zunächt versuchte man
dies dadurch, dafs man x =
Man erhielt dann die Reihe:
setzte.
aus welcher man, wenn einmal yauf hinreichend viele De-
zimalstellen berechnet war, durch successives Dividieren von
]/~ die Zahl % leicht bestimmen konnte. Als viel vorteil
hafter aber erwiesen sich die Relationen, die wir heute mit
dem Namen Additionstheoreme bezeichnen, und die alle
aus der einen Gleichung entspringen:
arctg x -f- arctg y = arctg —
1 xy
Durch wiederholte Anwendung dieser Gleichung, oder auch
durch Spezialisieren, erhält man leicht Ausdrücke für
arctg x -f- arctg y -j- arctg z,
oder für 2 arctg x, 3 arctg x etc. Derartige Relationen waren
es nun fast ausschliefslich, mit Hülfe deren die Mathematiker
*) Acta erud. Lips. pag. 11 u. flg. Mit dem Titel seiner Abhand
lung wollte aber Leibnitz keineswegs andeuten, dafs der Kreis zu dem
Quadrate des Durchmessers kommensurabel sei. — In dem gleichen Bande
befindet sich auch die schöne Näherungskonstruktion von Kochanski.