Full text: Die Präcisions-Tachymetrie und ihre neuesten instrumentalen Mittel

Distanz mit 8 und den Effect beider mit Д bezeichnen, stets 
Д ="[/"со 2 -f- S 2 , und weil wir wissen, daß Л niemals größer 
als 5 cm ausfallen soll, so ergibt sich aus nachstehender einfacher 
Betrachtung folgende Norm: Für den praktischen Erfolg ist es 
gleichviel, ob und inwiefern der Horizontalkreis oder der Distanz 
messer den Messfehler bewirkt hat, d. h. ob die wahre Lage des 
Punktes nach rechts, links, vor- oder rückwärts verfehlt ist. 
Immer gilt nur das absolute Maß des Fehlbetrages. Die präciseste 
Richtungswinkel-Messung vermag also fast gar nichts zu nützen, 
insofern eine ungenaue Distanzmessung das Uebrige verdirbt. 
Die Winkel- und die Distanzmessung sollen von ziemlich gleicher 
Qualität sein. Dieser rationellen Bedingung vermag weder ein 
nach gemeinüblicher Art für die R e i c h e n b а c h’sclie Distanz 
messung eingerichtetes Universalinstrument, noch ein solches nach 
Stampfer, und der Theodolith im Zusammenwirken mit directer 
Längenmessung schon am allerwenigsten, zu entsprechen. Die 
Gründe liegen gar nicht tief. Es sind der Hauptsache nach 
folgende: 
Nachdem entweder die Minute oder 0*01° (36 Secunden) 
als kleinste Winkelrechnungsgröße der Tachymetrie gilt, gibt dies 
in Bogenmaß für 100 m Radius 28 mm, bzw. 17 mm. Damit 
daran durch die Distanzmessung nicht viel verdorben werden 
könne, sollte auch diese um keine größeren Beträge als ± 3 cm, 
bzw. +2ш per 100 m Distanz fehlerhaft sein. Nun ist daran 
bei den gewöhnlichen Einrichtungen zur optischen Distanzmessung 
gar nicht zu denken; denn abgesehen, daß die gemeinüblichen 
Fernrohre meistens zu geringe optische Kraft haben, wird durch 
die freihändig, folglich stets unruhig und unrichtig gehaltene 
Latte alle Verheißung der Theorie geradezu unerreichbar. Es ist 
in Anbetracht der freihändig gehaltenen Latte vollständig rationell, 
das Instrument mit keinem besseren Fernrohre zu versehen wie 
mit einem solchen, welches eben noch als Visirmittel zur Winkel 
messung gut genug ist. Sieht man doch schon durch ein recht 
schwaches Fernrohr deutlich genug, wie unleidlich die freihändig 
gehaltene Distanzmesslatte schwankt; was vermöchte da selbst 
das denkbar beste Fernrohr mehr zu nützen ? Die Theorie ist 
exact, welche bezüglich des Stampfe r’sclien Distanzmessers 
sagt: „Je größer der mikrometrische Winkel, d. h. je mehr 
Schraubengänge aufgebraucht werden, um die Visur von der 
oberen Zieltafel nach der unteren zu bringen, desto genauer das 
Resultat.“ Leider muss der Praktiker dagegen ein wenden, daß 
das Unruhighalten der Latte progressiv um so unleidlicher und 
der oberwähnten Theorie um so widersprechender wird, je 
länger das Ableiern der vielen Schraubengänge dauert, so daß 
nur der Theorie überlassen bleiben darf, irgend welche Ueber-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.