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Cap. IY. Genauigkeit der Scliicktentafeln.
der Unterseite eines Horn- oder Glasplättchens zu Hülfe genommen
wird, wenn ferner die Maschen des Liniennetzes nicht viel enger als
1mm. und nicht viel weiter als 2mm. gemacht werden, ein gesundes und
etwas geübtes Auge noch Zehntelmillimeter mit Sicherheit abzulesen ver
mag , die Fehlergrenze der Schätzung also innerhalb 0,05mm. bleibt.
Diese Erfahrungsgrösse liegt den Genauigkeitsbetrachtungen gegenwärtigen
Capitels zu Grunde. Sie wird etwas modificirt, je nachdem ein Punkt
einzuschalten, oder die Lage eines gegebenen Punktes abzuschätzen ist,
in welchem letzteren Falle die grössere Genauigkeit erzielt wird. Ohne
Beiliiilfe einer Marke ist die Schätzung bedeutend erschwert.
Bei der Interpolation des Zwischenraumes von Isoplethen, sei es
krumm- oder geradliniger, handelt es sich darum, den Zeiger jener
Isopletlie aufzusuchen, welche durch einen aus seinen Coordinaten be
stimmten Punkt laufen würde; oder bei gegebenem Zeiger Punkte zu
finden, welche die betreffende Isopletlie enthalten würde. In allen
Fällen geschieht dies am besten nach dem Augenmaass durch Propor
tionaltheilung einer gedachten Linie, welche beide Nachbarisojilethen senk
recht durchschneidet, der sogenannten Trajectorie. Zwar ist dies Ver
fahren, auch abgesehen von den Fehlern der Schätzung, meistens blos
näherungsweise und nur dann streng gültig, wenn die Trajectorie eine
Gerade oder ein Kreis ist und die Abstände der Isoplethen darauf
gleich. Auch mag es in manchen Fällen richtiger erscheinen, in der
Richtung der Coordinaten, nicht der Trajectorie, proportional zu inter-
poliren, wie dies z. B. bei der hyperbolischen Productentafel theoretisch
nicht angezweifelt werden kann. Sobald aber die Isoplethen von den
Coordinaten merkbar schief geschnitten werden, lenkt das Auge unwill
kürlich von ihrer Richtung ab in die der Trajectorien, so sehr sind wir
gewohnt beim Betrachten des Abstandes von zwei Linien sofort die
senkrechte Verbindung aufzusuchen, in deren Richtung auch das Schätzen
am sichersten erfolgt.
In welcher Ausdehnung wir berechtigt sind, die senkrechten Ab
stände zweier Isoplethen proportional dem Zuwachs der Isoplethenzeiger
abzutheilen, ergibt sich am besten aus der Betrachtung des Tailor’schen
Lehrsatzes für Functionen von zwei unabhängigen Variabein, der in be
kannter Schreibweise, wenn e — f (x, y), lautet:
f{x + h, y + h) = s+^h+~h
. (Pz Jl 2 . d 2 Z 7 7. I 1P ,
dx 2 1.2 ' dx dy U 'dy 2 1.2 '
Wir fassen die gegebene Function räumlich auf, setzen :
f{x-\-h, y-f h) — f (x, y) = Je
und lassen vom Punkte (x, y) aus die Coordinaten der (x, y) - Ebene,