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§ 2~. Röhrenkompafs von Hildebrand & Schramm.
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welches dicht hinter der Tragspitze am Röhrendeckel angeschraubt ist, ein reelles,
verkehrtes Bild der nördlichen Nadelspitze auf der vorhin erwähnten Glasskala
entwirft.
Dies Objektiv, die Lupe und die Mittelmarke der dazwischen liegenden Glas
skala bilden ein Fernrohr mit vertikaler Visierebene, das auf die nördliche Nadel
spitze eingestellt werden kann. Geht die lotrechte Verbindungsebene der beiden
Nadelspitzen durch den optischen Mittelpunkt des Objektivs, dann wird auch das
südliche Ende die Mittelmarke decken, wenn das nördliche eingestellt ist. Denken
wir uns jetzt die eben bezeichnete lotrechte Ebene nach Westen verschoben (als
Folge einer eingetretenen Excentrizität des Auflagerpunktes der Nadel), so er
scheint das Südende westlich, das Nordende um gleich viel östlich von der Mittel
marke. So also mufs umgekehrt der Kompafs eingestellt werden, damit das Fern
rohr in immer gleichem magnetischen Azimut steht. Man sieht hieraus auch,
dafs eine einzige Marke nicht dieselbe Uebersicht gewährt, wie eine Skala. Ein
Milchglasdeckel am Nordende kann sowohl als Blende wie als Beleuchtungsspiegel
gebraucht werden.
Die Lupenfassung ist ähnlich gebaut, wie das Okular eines Fernrohrs. Ein
Auszugrohr bewegt die Skala gegen das südliche Nadelende vor und zurück, und
wird durch die beiden Schräubchen bei ab in Figur 2 festgeklemmt, sodafs sie
das Südende der Nadel nicht völlig berührt. Auch das Objektiv gestattet eine
kleine Verschiebung in der Längsrichtung der Röhre, damit das Bild der Nord
spitze auf die Skala fällt. Nach dem Festklemmen des Auszugrohres bleibt die
Doppellupe in besonderem Röhrchen verschieblich, um die Skala jedem Auge
deutlich zu zeigen. Der Schnitt nach ab stellt dar, wie vor dem Festklemmen
des Auszuges die Skalenstriche lotrecht gestellt werden können.
Handelt es sich darum, was indessen hauptsächlich nur für Grubentheodolite
von Wert ist, die Visierebene des Theodolitfernrohres und die des Kompasses
zusammenfallen zu lassen oder parallel zu stellen, so bedarf es einer Verdrehung
der Röhrenachse in Azimut. Grob ist dies auf der Unterlagsplatte der Röhre
möglich, wenn die zwei in Figur 1 sichtbaren Verbindungsschrauben gelöst
werden, und fein mittelst der beiden rundköpfigen Schräubchen (Figur 2 und 3),
welche das Okular mit der Flansche am Südende verbinden. Erwähnt sei noch,
dafs die Platte am Nordende mit den beiden aufrecht stehenden vierkantigen
Stiften zwei Anschläge für die Magnetnadel herstellt.
Die besonders feine Art, wie dieser Röhrenkompafs und mit ihm das Fern
rohr in ein konstantes magnetisches Azimut eingestellt werden kann, giebt der
Orientierung des Theodolits durch die Magnetnadel einen höheren Wert, als bei
Anwendung von gewöhnlichen Kastenbussolen.
Nicht unerwähnt sei eine ähnliche Konstruktion von SANGUET in Paris,
welche durch eine Lupe das Nordende der Nadel direkt, das Südende gleichzeitig
in einem durchbrochenen Spiegel beobachtet, der über der Tragspitze aufgestellt
ist. Die HlLDEBRAND’sche Einrichtung gestattet jedoch eine stärkere Vergröfserung
für die Okularlupe.