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Kap. XI. Barometer.
§ 46.
Aneroid von J. GOLDSCHMID (Tafel 20). Auch hier wird die Ausdehnung
der luftleeren Büchse durch Hebelübersetzung vergröfsert. Die Büchse selbst
wird zugleich durch eine starke Feder gespannt, die ihrerseits durch eine Art
Brücke mit der Fufsplatte verbunden ist. Die Hebelbewegung wird nun zunächst
an einer groben Skala aus Elfenbein verfolgt, deren einzelne Intervalle 10 mm
Druckänderung entsprechen. Der Hebel endigt nämlich in ein Schildchen mit
horizontaler Strichmarke, wie die Nebenfigur zeigt. Die feine Messung der Hebel
bewegung geschieht jedoch durch eine Mikrometerschraube, deren Kopf zugleich
einen zweiten Deckel für das Gehäuse bildet. Die iooteilige Trommel übergreift
das cylindrische Gehäuse von oben. Die Nebenfigur zeigt ein Stückchen der
Trommelskala und den festen Zeiger dafür, der am Gehäuse angebracht ist. Jede
Trommelumdrehung entspricht einer Druckänderung von 10 mm, sodafs also dem
einzelnen Trommelteil 0,1 mm entspricht und durch Schätzung noch 0,01 mm
gewonnen werden. Es würde ein schlechtes Ergebnis liefern, wenn die Spitze
der Schraube direkt auf dem Hebel ruhte, dessen Zeiger an der vertikalen Skala
schleift. Man würde nicht mit genügender Zuversicht den Moment herausiühlen,
in welchem Schraube und Hebel sich berühren. Deshalb ist eine Fühlfeder
zwischen beide eingeschaltet, die zum Zwecke der Ablesung jedesmal so eingestellt
werden mufs, dafs eine Horizontalmarke an ihrem Ende mit der Marke des
eigentlichen Hebels zusammenfällt. Wie man sieht, ist für diese Fühlfeder ein
doppelter Anschlag vorgesehen, nach oben an einem Schraubenkopf, nach unten
an einem horizontalen Stift, welche beide am eigentlichen Hebel befestigt sind.
Aufserhalb des Gehäuses sieht man einen vertikalen Stab und an diesem
einen Lupenarm verschiebbar. Durch die Lupe kann man das Zusammentreffen
der beiden Marken und ihre Stellung an der groben Skala beobachten. Der Dorn
am Lupenhalter soll den Hebel von unten stützen und gegen Verbiegung schützen,
wenn beim Marsch heftige Erschütterungen bevorstehen. Er soll aber auch die
Mitte des Gesichtsfeldes der Lupe bezeichnen. Nach oben mufs dem Hebel auf
dem Marsch etwas Spielraum gewährt werden durch Zurückziehen der Mikrometer
schraube, namentlich, wenn eine Abnahme des Luftdrucks eintreten wird. Es
könnte sich sonst die Fühlfeder verbiegen.
Rechts von der groben Skala erblickt man im Grundrifs ein Thermometer-
gefäfs und Röhrchen; letzteres wird von aufsen sichtbar. Ueber der Mikrometer
schraube bemerkt man einen Glasdeckel, unter dem die Fabrik einige Reduktions
tabellen für Teilung und Temperatur anbringt. Das ganze Gehäuse befindet sich
in einem gefütterten Lederetui, welches zum Gebrauch oben und vorn aufgeklappt
werden mufs. Es wird dadurch ein grofser Teil des Gehäuses blofsgelegt, ins
besondere auch die Stelle, an der das Thermometer sich befindet. Deswegen
möchte der älteren Art, das Thermometer anzubringen der Vorzug gebühren.
GOLDSCHMID liefs ursprünglich dessen Röhre horizontal in den Innenraum
hineinragen, und man mufste es etwas hervorziehen um abzulesen, wobei aber
das Gefäfs geschützt blieb.