Full text: Allgemeine Kartenkunde

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Viertes Kapitel. 
werde aber yerscbiendene Instrumente zur Erleichterung des 
Kopierens oder Reduzierens benutzt. 1 ) 
Schwieriger noch als das Reduzieren ist das unzertrennlich 
damit verbundene Generalisieren, vor allem wenn es sich 
um eine bedeutende Verjüngung des Mafsstabes handelt. Dabei 
mufs man nicht allein die zahlreichen kleinen Biegungen, Krüm 
mungen und Winkel wegfallen lassen, durch deren Wiedergabe 
das Bild unruhig und undeutlich ausfallen würde, sondern es 
müssen auch die Übergänge vermittelt, die Flüsse allmählig 
verstärkt, die Hauptsachen in den Vordergrund gestellt werden, 
sodafs das Ganze ein Kunstwerk wird, welches den Beschauer 
bald vergessen läfst, dafs er nur konventionelle Darstellungen 
und keine genaue mathematische Abbildung vor sich hat * 1 2 ) (vgl. 
die Figg. XXI und XXII, Tafel IV). 
Es wurde schon darauf hingewiesen, dafs auch die Namen 
zur Situation zu rechnen sind. Die Blüteperioden der Karto 
graphie zeichnen sich durch schöne Schrift auf den Karten aus, 
welche durch Gleichförmigkeit, geeignete Wahl der Gröfse und 
richtige Anordnung den Geschmack befriedigt. 3 ) Auch in dieser 
Beziehung werden heutzutage an die Technik hohe Anforde 
rungen gestellt, welche aber nicht immer in befriedigender 
Weise in der Praxis gelöst werden. 
Die Situation lehrt uns schon die Lage, Form und Aus 
dehnung der Bodenerhebungen kennen, teilt aber nichts mit 
über ihre Höhe und Böschungswinkel. Diese beiden Faktoren 
bringt die Terrainzeichnung zur Darstellung, obwohl erst in 
nisches Hülfsmittel durch die Bildung von zahllosen Vielecken. Das 
Fehlen derselben erklärt zum Teil die viel rohere Gestalt der Karten des 
16. und 17. Jahrhunderts. 
1) Aufser Reduktionszirkel, Pantographen und Plagiographen spielt 
heutzutage, wie das nächste Kapitel lehren wird, die Photographie eine 
sehr wichtige Rolle bei der Reduktion. 
2) Wagner, Lehrbuch, 1. c., S. 9, bemerkt, dafs das Übertragen 
einer Karte aus einem gröfseren in einen kleineren Mafsstab keineswegs 
nur eine technische Kunst, sondern „eine wissenschaftliche Leistung von 
hervorragender Bedeutung ist“; vor allem an der Wiedergabe des Terrains 
„scheitert die Mehrzahl unserer Kartenzeichner.“ Vgl. auch Petermanns 
Mitteilungen, 1897, Liefg. 8, S. III. 
3) Wagnek, Lehrbuch, 1. c., S. 210.
	        
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