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Viertes Kapitel.
fallenden Sonnenstrahlen die Horizontalebene voll beleuchten,
die geneigten Flächen aber um so weniger Licht erhalten, je
gröfser ihr Neigungswinkel gegen den Horizont ist. Die Teile
der Karte, welche gröfseren Böschungswinkeln entsprechen,
müssen also dunkler gehalten werden. Wenn keine grofse Ge
nauigkeit der Terraindarstellung verlangt wird, kann dabei die
Verwaschungs- oder Laviermethode benutzt werden, mit
deren Hülfe ein tüchtiger Zeichner das Terrainbild in kurzer
Zeit, aber dennoch recht schön darstellen kann. Das Verwaschen
seihst besteht darin, dafs man einen bestimmten Ton, z. B. grün
oder braun, mit dem Pinsel aufsetzt, diesen nach den Gegenden
abnehmender Neigung hin verwäscht, an den steileren Stellen
dagegen mehrfach aufträgt. Eine nach dieser Methode gut ge
zeichnete Karte wirkt sehr plastisch und kann, vor allem wenn
sie zu gleicher Zeit Isohypsen enthält, auch für militärische
Zwecke verwendet werden.
Es war eine naheliegende Idee die Bodenbeschaffenheit
durch sogenannte Zwischenisohypsen oder Horizontal-
schraffen zum Ausdruck zu bringen. Dazu denkt man sich
den Abstand je zweier Horizontalen z. B. in 5 oder 10 Teile
geteilt und durch die Teilpunkte weitere Höhenlinien (Zwischen
isohypsen) gelegt. Letztere werden nun um so näher an ein
ander liegen, je ste-iler die Böschung ist, sodafs die steileren
Stellen dunkler aussehen werden, als die weniger geneigten.
Diese Wirkung kann noch dadurch verstärkt werden, dafs man
die Horizontalen an steileren Abhängen stärker auszieht. Eine
Übersicht wie bei den anderen Methoden vermögen diese Karten,
deren Herstellung im übrigen auch mit mancher Schwierigkeit
verbunden ist, nie zu liefern, wenigstens nicht in weniger ge
neigtem Terrain, weshalb diese Methode denn auch wenig Ein
gang gefunden hat.
Die Methode, welche bis jetzt am meisten angewendet wurde,
vor allem auf Generalstabskarten, ist die Vertikalschraffen-
manier. Sie zeichnet sich aus durch grofse Genauigkeit und
Deutlichkeit, erheischt aber andererseits grofse Opfer an Zeit
und Mühe seitens des Zeichners und Stechers. Wissenschaftlich
begründet wurde diese Methode von dem sächsischen Major
Johann Georg Lehmann, wenn er auch einen Vorläufer hatte