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Viertes Kapitel.
Schattendarstellung der französischen Schule fand sie schon im
vorigen Jahrhundert Anwendung, aber erst die Schrift Chauvins
„entfachte geradezu Begeisterung für die schräge Beleuchtung
selbst bei eingefleischten Böschungsplastikern“. Als ein Jahr
zehnt später in der Schweiz ein Meisterwerk dieser Darstellungs
art in der Dufourkarte geliefert wurde, traten ihre Vorzüge,
bald aber auch ihre Mängel überraschend ans Licht. Einen be
deutenden Fortschritt brachte die Vereinigung schräger Beleuch
tung mit Schichtenlinien. Es fehlte aber noch immer die streng
mathematische Unterlage, denn Chauvins Anweisungen waren
durchaus praktischer Art. Dieser Mangel wurde aufgehoben durch
Wiechel, der in Anschlufs an Chauvin eine streng auf die
wahren Beleuchtungsgesetze begründete, „doch nicht minder
praktische Zeichenschule“ schuf. 1 ) Mit Hülfe dieser Methode
sind denn auch seitdem vorzügliche Kartenwerke geschaffen
worden, z. B. die prachtvolle topographische Karte Sumatras in
1 : 80 000. Kur darf nicht übersehen werden, dafs diese Methode
nur eine unter mehreren fallweise gleichberechtigten Veran
schaulichungsarten darstellt.
Vor wenigen Jahren wurde von Pauliny in Wien ein neues
Verfahren veröffentlicht, wobei die Plastizität der Karte einzig
und allein durch die Horizontalen erzielt wird, und zwar dadurch,,
dieselben schräg anstatt senkrecht zu beleuchten. * 1 2 ) Die Zeich-
(S. 174), dafs die schräge Beleuchtung „für den Gesamteffekt aus der
Entfernung günstig, für das nähere Studium und die Verwendung der
Karte im einzelnen schlecht“ ist; sie wird stets Anhänger haben, „der
Soldat aber jedenfalls (und wir dürfen hinzufügen: der Geograph und der
Naturforscher) sollte ihr fern bleiben.“ Hingegen behauptete (S. 187)
Habenicht, dafs sie „gerade für speziellere Karten, bei denen es auf
Genauigkeit ankommt, also zum Gebrauch für Soldaten, Topographen
und Naturforscher, die denkbar vollkommenste“ Methode ist. Vgl. auch
die Beiträge Bancalabis in dem Organ der militärwissenschaft
lichen Vereine, Bd. 49 (1894), von Steebs in den Mitteilungen des
k. u. k. milit. geogr. Instituts in Wien, Bd. XVI (1897) und Hödl-
mosebs, ebenda 1898.
1) F. Chauvin, Die Darstellung, 1. c. und Das Bergzeichnen,
rationell entwickelt, Berlin 1854; H. Wiechel, Theorie, 1. c.
2) Auch von Dr. C. A. Eckstein, dem bekannten Direktor des topo
graphischen Instituts im Haag, wurde schon vor Jahren ein ähnliches
Verfahren erfunden, aber nicht weiter praktisch angewendet, obwohl