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Fünftes Kapitel.
Nachdem die Zeichnung der herzustellenden Karte entworfen
und bearbeitet ist, gilt es, dieses Original zu reproduzieren
und zu vervielfältigen. Während in früheren Zeiten dazu der
Holzschnitt und noch mehr der Kupferstich verwendet wurden,
wird gegenwärtig der erstere fast gar nicht mehr benutzt, und
der letztere hat ernste Konkurrenten bekommen. Die bedeut
samsten derselben sind die Lithographie und die photomechani
schen Reproduktionsverfahren. Unter Lithographie im all
gemeinen versteht man die Kunst, Zeichnungen und Bilder aller
Art unter gewissen, später näher darzulegenden Bedingungen
auf Stein zu übertragen und durch Pressen- und Maschinen
druck zu vervielfältigen. Sie wurde an der Wende des 18. und
19. Jahrhunderts von Senefelder erfunden und 1825 zur Repro
duktion von Karten eingeführt. Auch die Galvanoplastik, mit
deren Hilfe seit 1842 druckfähige Kopieplatten erzeugt werden,
war eine wichtige Neuerung; viel gröfsere Bedeutung aber er
langte seit 1856 die Photographie, welche einen neuen Abschnitt
in der Geschichte der Kartographie eröffnete, indem sie sowohl
die Reduktion der Karten aus einem Mafsstahe in einen anderen,
als auch die Herstellung von Kopien in überraschend kurzer
Zeit und mit verhältnismäfsig grofser Genauigkeit ermöglichte.
Und wie gewaltig sie heutzutage das weite Gebiet der Repro
duktionstechnik beeinflufst, lehren die zahlreichen Illustrations
verfahren. Hier interessieren uns speziell die Photolithographie,
die Photochemigraphie und die Heliogravüre.
Die Helio- oder Photogravure, welche den Kupferstich teil
weise verdrängt hat, wurde 1869 durch Emanuel Mariot im
Militärgeographischen Institut zu Wien eingeführt. Weitere
wichtige Fortschritte bezüglich der Kartenreproduktion stellen
die Erfindung und Verbreitung der Schnellpresse, durch Dampf
und Elektrizität in Bewegung gesetzt, sowie die Verwendung
des elektrischen Lichts dar. Und noch fortwährend sinnt man
auf Neuerungen und Verbesserungen, damit die Karten schneller
reproduziert werden können, billiger werden und dennoch an
wissenschaftlicher Genauigkeit und wirksamer zweckentsprechen
der Ausstattung nichts zu wünschen übrig lassen. 1 )
1) In allen europäischen Staaten giebt es heutzutage eigne offizielle
Anstalten zur Herstellung der auf genauen Vermessungen und Aufnahmen