30. Lüneburg, Michaeliskirche.
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3. Durch einen Plattformbolzen, welcher im Erdgeschoss des Thurms in den
mit Ziegelsteinen gepflasterten Fussboden eingemauert und mit einer Sandsteinplatte
bedeckt ist. Auf letzterer sind zwei Kreuzschnitte eingemeisselt, welche ungefähr über
dem Plattformbolzen und dem weiter unten (Seite 43) erwähnten PETERs’schen Messing
bolzen (Festlegung 187a) liegen. Behufs Centrirung wurde der Plattformbolzen mit
telst eines Lothes im Inneren des Thurmes etagenweise in die Laterne hinaufgelothet.
Die Genauigkeit dieser Operation ist ungefähr auf 0,01 m zu schätzen. Ein genaueres
— oder überhaupt anderes — Verfahren war durch die örtlichen Verhältnisse ausge
schlossen.
4. Durch die Thonröhren A, B, C, welche etwa zoo «1 vom Thurm in die Erde
versenkt sind. Ihre oberen Flächen liegen 0,75 bis 1,0"» unter Erde. Ihre Richtungs
winkel und Entfernungen sind im Beobachtungspunkt der Station (Bohle 1886) gemessen,
und zwar die ersteren möglichst scharf: etwa auf z Sek. genau, die letzteren dagegen
nur roh: auf o,z bis 0,3 m genau, mittels eines 6 m langen Distanzbalkens.
Die Wiederbestimmung des Centrums geschieht, so lange die Thurmlaterne in
ihrem jetzigen baulichen Zustande bleibt, am bequemsten nach den Leuchtschrauben
ad 1. oder z. Nach etwaigem Umbau müssen der Plattformbolzen oder die Thonröhren
hierzu dienen. Die jeweilige Knopfmitte darf mit dem Centrum nur bei Messungen
identifizirt werden, für die nicht die volle Schärfe verlangt wird, und nur so lange als
keine Umbauten stattgefunden haben, welche eine Ortsveränderung der oberen Thurm-
theile befürchten lassen.
Behufs Ausführung der Beobachtungen im Jahre 1886 war auf zwei einander
diametral gegenüberliegenden Theilen der Laternenbrüstung eine starke Bohle befestigt,
auf welcher der Beobachtungspunkt (Bohle 1886), 0,98 m über dem höchsten Punkte
des Fussbodens, durch eine Leuchtschraube bezeichnet war, und das Instrument einen
festen Stand hatte. Nach Beendigung der Messungen ist diese Bohle wieder entfernt
worden.
Der Thurm wurde bereits von dem französischen Oberst Epailly bei dessen 1804
und 1805 ausgeführten Triangulirung als Beobachtungsstation benutzt. Eine hervorra
gende Rolle spielte derselbe sodann bei der Verbindung der Schumacher’sehen und
GAUSs’schen Dreiecke. Im Oktober 1818 massen daselbst Gauss und Schumacher
gemeinschaftlich die Winkel zwischen den Punkten Hamburg, Hohenhorn und Lauen
burg der Dänischen Gradmessung. 30 ) Im Juni 182.3 wiederholte sodann Gauss
seine Messungen zwischen diesen Punkten, 31 32 ) und verband sie mit den Richtungen
nach den Punkten Nindorf und Wilsede der Hannoverschen Gradmessung. Endlich
wurde noch im Jahre 1830 für die Zwecke der Hannoverschen Landesvermessung
auf dem Michaelisthurm beobachtet. Vergl. Seite 6—9, und Gauss’• Werke, Band IV,
Seite 434, 455 und 470.
Die bei diesen Messungen bestimmten Stationspunkte mit ihren in den angeführten
Druckwerken und in den ungedruckten GAUSS’schen Messungsjournalen vorkommenden
Benennungen sind folgende:
1. GAUSS’ Hauptplatz (1823), auch „Platz i“, „i ter Standpunkt“, „heutiger
Standpunkt“ genannt. Dieser Punkt, der auf einem in der Laterne aufgestellten „Bock“
(Stativ) bezeichnet war, und in welchem sämmtliche Winkelmessungen zwischen den
Dreieckspunkten der Hannoverschen Gradmessung ausgeführt worden sind, ist 1886
auf Grund der im Messungsjournal verzeichneten Richtungsbeobachtungen, welche Gauss
in demselben nach den Kanten der acht Laternenpfeiler gemacht hat, mit grosser Schärfe
wiederhergestellt worden, und zwar durch Aufsuchung desjenigen Punktes, in welchem
die Mittelrichtungen nach den Pfeilern (d. i. die Mittel aus den Richtungen nach den
beiden sprechenden Kanten eines jeden Pfeilers) mit den GAUSs’schen Mittelrichtungen
so nahe wie möglich übereinstimmten. In dem in diesem Sinne günstigsten Punkte
betrug der grösste Unterschied der beiderseitigen Mittelrichtungen z,i Minuten, oder
linear (bei der zugehörigen Entfernung von 3,08 m ) 1,9 mm. 3-2) Die übrigbleibenden
Unterschiede sind demnach so klein, dass sie sich lediglich auf Unebenheiten der Kupfer
blechbekleidung zurückführen lassen. Der in Rede stehende Punkt dürfte somit höchstens
um einige Millimeter von dem wahren Ort des GAUSs’schen Hauptplatzes abweichen.
30) Vergi. „Briefwechsel zwischen Gauss und SchumacherBand I, Seite 136—154. Ferner:
,,Zeitschrift für Vermesstmgswesen“, Band XIV (*885), Seite 119, T31, 132, 168, 169, und „Den
Datiske Gradmaaling“, Band II, Seite 271 und 272.
31) Weil der Thurm von Hohenhorn inzwischen umgebaut und keine feste Marke angebracht war.
Vergl. „Briefwechsel u. s. w.“, Band I, Seite 315 und 340.
32) Mit der Orientirung des obigen Abrisses sind die einerseits 1823 von Gauss im Hauptplatz und