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Zweite Ausgleichung.
Hinsichtlich der Basis bei Berlin und der von dieser abgeleiteten Längen und
Seiten ist zu bemerken, dafs die auf Grund der Belgischen Vergleiche der Mefsstangen
nachträglich zugefügte Korrektion von J- 31,6 Einheiten der 7. Dezimalstelle des
Logarithmus (siehe: „General-Bericht über die mitteleuropäische Gradmessung pro 1863“,
Seite 22—23 und „Hauptdreiecke“, I. Theil, Seite 25—26) unbedingt hätte unterbleiben
müssen, vornehmlich weil die Vereinigung der zu verschiedenen Zeiten und unter ver
schiedenen Verhältnissen ausgeführten Bestimmung der Stangenlängen einerseits mit den
Bestimmungen der Ausdehnungskoeffizienten andrerseits zu einem Ausdruck der Stangen-
werthe nicht zu rechtfertigen sein dürfte (vergl. „ Veröffentlichung des Königl. Preufsi-
schen Geodätischen Instituts u. s. w. Die Europäische Längengradmessung in 52 Grad
Breite u. s. w. 1. Heft. Berlin 1893“, Seite 232, § 3. Die Grundlinie bei Berlin).
Überdies weisen auch die Triangulirungsanschllisse, wie z. B. aus der obigen Zusammen
stellung hervorgeht, auf das Bedenkliche der Korrektion von -j- 31,6 Einheiten hin.
Was die Basis bei Braak betrifft, so bedarf die Länge derselben und aller von
ihr abgeleiteten Seiten einer Korrektion von — 18,5 Einheiten der 7. Dezimalstelle des
Logarithmus wegen eines in die Ergebnisse eingegangenen groben Fehlers 23 ). Bei den
im Jahre 1871 stattgehabten Vergleichen der Mefsstange Nr. I mit der Toise Baumann
Nr. 9 und der Toise Lenoir wurde nämlich eine kleine Stahlkugel zur Vermittelung
des Kontakts der beiden Toisen benutzt und deren Durchmesser auf Grund von Beob
achtungen seitens der Normal-Eichungskommission = 0,99346 Pariser Linien angenommen
(vergl. „Hauptdreiecke“, II. Theil, 1. Abth., Seite 23, 24 und 65—70). Bei der Be
rechnung des Durchmessers der Stahlkugel ist jedoch ein Irrthum unterlaufen, welcher
sich erst herausgestellt hat, nachdem die Ergebnisse der Schleswig-Holsteinschen
Dreieckskette und der an diese angeschlossenen Elbkette fertiggestellt und zum Theil
bereits veröffentlicht waren. Nach einer Mittheilung des damaligen Direktors der
Normal-Eichungskommission, Herrn Professor Dr. Förster vom 20. April 1881 ist
der Durchmesser der Stahlkugel nur 0,9861 Linien, d. i. um 0,00736 Linien kleiner als
vordem angenommen war. Um diesen Betrag sind demnach für die Grundlinie bei
Braak (und diejenige bei Grofsenhain) die benutzten Werthe der Stangenlängen zu
verringern. Bezeichnet L o die durchschnittliche Stangenlänge nach der Annahme von
1871 und L = L q 4- ¿1 die durchschnittliche thatsächliche Stangenlänge, so folgt mit
hinreichender Genauigkeit, dafs den Logarithmen sämmtlicher mittelst der falschen
Werthe L a abgeleiteten Entfernungen die Korrektion:
+
xo 7 MB
— —18,5 Einheiten der 7. Dezimalstelle
hinzugefügt werden mufs, um den vorhandenen Fehler zu beseitigen.
Durch Anbringung dieser Korrektion würde die Basis von Braak in eine bessere
Übereinstimmung mit der Basis bei Göttingen gebracht werden.
Die unerhebliche seitliche Verschiebung infolge der zweiten Ausgleichung läfst
darauf schliefsen, dafs die Wirkung der Zwangsbedingungen bei günstiger Konfiguration
und guten Winkelmessungen, selbst für die geodätische Azimutübertragung, nicht von
solchem Nachtheil ist, als nach früheren Erfahrungen angenommen werden mufste.
23) Dasselbe gilt nach Seite 9 des vorliegenden Werkes für die Sächsische Basis bei Grofsen
hain und die von dieser abgeleiteten Entfernungen.