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Abrisse der Hauptpunkte.
Das Centrum der Station, welches zur Zeit seiner Bestimmung (1875) mit der
Helmstange unter dem Thurmknopf zusammenfiel, wird durch die obigen auf dasselbe
bezogenen Koordinaten der 1875 bestimmten Leuchtschraube in der Gallerie der
Thurmlaterne und des 1887 auf der Ostseite des Tliurmes oberhalb des Kirchendaches
eingemauerten Thurmbolzens scharf definirt und festgelegt.
Der untere Theil des Thurmes, bis zu einer Hohe von 21 m , ist aus Mauerwerk
aufgeführt; darüber erhebt sich eine hölzerne, mit Kupfer bekleidete Spitze (nach einer
auf den Laternensäulen befindlichen Inschrift vermuthlich um das Jahr 1682 gebaut)
mit geräumiger achtseitiger Laterne von etwa 5,5 m Durchmesser und 4,75 111 Höhe. Die
in ihrer ganzen Höhe mit Kupferblech beschlagenen Laternensäulen I—VIII haben
einen fünfseitigen Querschnitt. Die der Thurmmitte zugewendeten Seiten derselben sind
0,50 m lang, die lichte Weite zwischen je zwei Säulen beträgt 1,3 —1,5 m . Die Laterne
wird von einer hölzernen, 1,22 m hohen Gallerie mit breiter Brüstung umschlossen. Der
Fufsboden der Laterne fällt von der Mitte nach aufsen etwas ab und bildet ein mit
Brettern eingedecktes und durch eine Blechdecke geschütztes Sterngebälk. Die Thurm
spitze trägt eine Helmstange mit Knopf und Fahne. Im Jahre 1876 wurde der ganze
obere Theil abgenommen und nach erfolgter Reparatur des Helmbalkens und Verkürzung
desselben um 0,27 m wieder aufgesetzt. Im Jahre 1883 wurde die Lage der neuen
Helmstange (Helmstange 1883) nach erfolgter Wiederherstellung des Centrums vermittelst
der 1875 in die Galleriebrüstung eingeschraubten, unversehrt Vorgefundenen Leucht
schraube bestimmt, wobei sich eine Ortsveränderung von 59 mm gegen die Helmstange
1875 ergab. Als Centrum der Station ist jedoch der Ort der letzteren beibehalten
worden. Im Jahre 1887 wurde die Lage der Helmstange (Helmstange 1887) und des
0,71m dicken Thurmknopfes'(Thurmknopf 1887) wiederum bestimmt.
Für die Beobachtungen der Klbkette war in der Laterne ein hängender Holz
pfeiler errichtet. Auf diesem war 1874 der Leuchtpunkt für Kaiserberg und Baursberg
durch eine Leuchtschraube (Thurmpfeiler 1874) bezeichnet worden, welche jedoch 1875
zur Bezeichnung des Beobachtungspunktes an einer für diesen geeigneteren Stelle
(Thurmpfeiler 1875) eingeschraubt wurde.
Im Jahre 1882 wurde für die Beobachtungen der Hannoverschen Dreieckskette
ein neuer hölzerner Pfeiler (Thurmpfeiler 1883) in der Laterne eingezogen und auf der
Nordseite der Gallerie ein Leuchtbrett (Leuchtbrett 1883) zur Aufstellung des Heliotropen
nach Kaiserberg angebracht. Für das Wesernetz mufste der Thurmpfeiler wiederum
umgebaut und mit einer neuen Beobachtungsplatte versehen werden; eine in die letztere
eingeschraubte Leuchtschraube bezeichnet den Punkt Thurmpfeiler 1887. Behufs Signali-
sirung nach Brillit war aufserdem 1887 in der schlanken Thurmspitze etwa 9,5 m ober
halb des Thurmpfeilers eine Luke ausgebrcchen und in derselben ein Leuchtbrett
(Leuchtbrett 1887) befestigt. Das letztere ist nach erfolgter Benutzung im Herbst 1887
wieder entfernt worden.
Bei der Hannoverschen Landesvermessung beobachteten 1839 Major MÜLLER
und 1843, bezw. 1844 Lieutenant Gauss, der Sohn von Gart. Friedrich Gauss, in der
Laterne (vergl. „Gau/s' Werke, Band IV“, Seite 437, 479 und 480). Gelegentlich der
1887 für das Wesernetz auf dem Thurm gemachten Beobachtungen, sind die Stations
punkte der Hannoverschen Landesvermessung durch Beobachtungen nach den Kanten
der acht Laternensäulen wiederhergestellt worden, und zwar auf dieselbe Art und mit
gleicher Schärfe, wie im Jahre 1886 der Gaufs’sche Hauptplatz auf dem Michaelisthurm
zu Lüneburg (vergl. „Hauptdreiecke“, IV. Theil, Seite 41). Im obigen Abrifs finden
sich die Koordinaten von zweien dieser Stationspunkte: Theodolitplatz 1843 44 und
Centrum des Thurmknopfes 1843/44 aufgeführt.
Die Koordinaten für Wilhadikirche, Helmstange und Rathhausthurm, Helm
stange sind im Jahre 1887 durch besondere örtliche Messungen mit möglichster Schärfe
bestimmt worden.
Es wurde beobachtet:
1875 (Elbkette): in Thurmpfeiler 1875;
(Nebenbeob.): in Thurmpfeiler 1875, Nebenpunkt;
1883 (Hannov. Kette): in Thurmpfeiler 1883 : nach Silberberg unter Anschlufs an Kaiser
berg und Litberg;
1887 (Wesernetz): in Thurmpfeiler 1887: nach Brillit unter Anschlufs an Litberg und
vSilberberg, nach Deinstedt unter Anschlufs an Litberg und Brillit, nach
Dolosenberg unter Anschlufs an Brillit und Silberberg.