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Abrisse der Hauptpunkte.
Das Centrum der Station, welches zur Zeit seiner Bestimmung (1886) mit der
Helmstange unter dem Thurmknopf der Alexandrikirche zusammenfiel, wird durch die
obigen auf dasselbe bezogenen Koordinaten der Festlegungen scharf definirt.
Die bereits um die Mitte des neunten Jahrhunderts erbaute Kirche trug in
früherer Zeit zwei Thürme; nachdem diese eingestürzt waren, wurde auf den Grund
mauern beider der jetzige Thurm aufgerichtet, dessen Bau im Jahre 122,4 begonnen
worden sein soll.
Das Mauerwerk des Thurm es reicht bis zu einer Höhe von 30,7 m über dem
Erdboden und ist oben noch 1,1 m stark. Der Querschnitt des Thurnies bildet ein
Rechteck, dessen Ost- und Westseite je 10,4 m und dessen Nord- und Südseite je
8,6 m lang sind; die Seiten sind ziemlich ungenau nach den Himmelsrichtungen orientirt.
Oberhalb des Mauerwerks erhebt sich ein pyramidenförmiges, mit Ziegeln gedecktes
Dach, von kräftigem Eichenholzgebälk getragen. Den oberen Abschlufs des Thurmes
macht ein unbedeutendes achtseitiges Dachreiterchen, dessen schlanke Spitze die eiserne
Helmstange mit dem 0,376 m dicken metallenen Thurmknopf trägt.
Behufs dauernder Versicherung des Centrums sind 1886 folgende Marken her
gestellt und scharf bestimmt worden:
1. ein auf der Nordseite des Thurmes oberhalb des Kirchendaches eingemauerter
Thurmbolzen ;
2. zwei in das Gebälk im Innern des Thurmes, etwa in der Höhe des zum
Beobachtungsgerüst gehörenden Fufsbodens eingeschraubte Leuchtschrauben I
und II; dieselben sind nach erfolgter Ermittelung ihrer Lage mit Schutz
deckeln versehen und verkittet worden.
Die Beobachtungen für das Wesernetz fanden auf einem 4,5 m hohen Ziegel
steinpfeiler statt, dessen unterer 0,88 m breiter und 1,51 m starker Sockel unmittelbar
auf die nördliche Thurmwand aufgemauert ist. Der obere Tlieil des Pfeilers hat einen
quadratischen Querschnitt von 0,53 m Seitenlänge und ist mit einer Deckplatte aus
Sandstein versehen; ein in dieselbe eingelassener Leuchtbolzen bezeichnet den Punkt
Thurmpfeiler. In diesem Punkt ist das Gesichtsfeld von 150° 1' bis 255 0 17' (in
Richtungswinkeln) durch den Thurm verdeckt.
Etwa 7 m .oberhalb des Thurmpfeilers war an der nordwestlichen Seite des
Thurmes aus dem Dachreiterchen ein Leuchtstand herausgebaut worden; derselbe ist
nach Beendigung der Messungen im Jahre 1887 wieder abgebrochen worden.
Die örtlichen Messungen erfolgten 1886 mit Hülfe einer kleinen Standlinie nord
östlich der Kirche auf dem Platze vor dem Amtsgericht; bei dieser Gelegenheit wurde
auch der Fufs des eisernen Kreuzes auf dem Ostgiebel des Kirchendaches und die
Mitte des Thurmknopfes (Thurmknopf 1886) bestimmt.
Der Kirchthurm von Wildeshausen war bereits 1804 bezw. 1805 Stationspunkt
des Oberst ErAii.LY. Im Jahre 1830 wurde der Thurm bei der Hannoverschen
Landesvermessung angeschnitten; derselbe ist aber in dem „Allgemeinen Koordinaten-
verzeichnifs“ („Gau/s' Werke“, Band IV, Seite 415—445) nicht enthalten. Bei der
Triangulirung des Herzogthums Oldenburg (1835—1837) fügte Hofrath von Schrenck
den Kirchthurm in sein Dreiecksnetz I. Ordnung ein.
Es wurde beobachtet:
1886: in Thurmpfeiler: nach den Hauptrichtungen, sowie nach Ganderkesee unter An-
schlufs an Bremen und Oldenburg, nach Kellerhöhe unter Anschlufs
an Cloppenburg und Oldenburg.
Es wurde eingestellt:
1886: Heliotrop in Thurmpfeiler: von Bremen;
,, : ,, ,, Leuchtstand: von Oldenburg;
1887: ,, „ Thurmpfeiler: von Twistringen;
„ : ,, ,, Leuchtstand: von Cloppenburg.