Blatt VII.
Die verschiedenen Verschwindungspunkte unter sich paralleler, aber mit der Bildfläche irgend
welche Winkel einschliessender Linien sind zwar für den Gebrauch beim Zeichnen perspektivischer
Bilder recht bequem und können auch bei allen uns bekannten Methoden für perspektivisches Zeichnen
überhaupt nicht entbehrt werden. Allein es tritt nur selten der Fall ein, dass sie überhaupt
zu benutzen sind, da ,sie bei nur einigermaassen grossen Darstellungen fast regelmässig ausserhalb des
Zeichenbretes zu liegen kommen, so dass sie nur mittels künstlicher und mehr oder weniger unhand
licher Vorrichtungen gebraucht werden können; oft liegen sie so weit ausserhalb, dass auch selbst dies
nicht statthaft ist. Die vorliegende Methode hat neben ihrer sonstigen Einfachheit den Vorzug, ein
mal, dass man der Verschwindungspunkte gar nicht bedarf, weil die perspektivische Lage
eines jeden Punktes leicht aus Grund- und Aufriss bestimmt werden kann. Ohne ihre Benutzung aber
auszuschliessen, wenn sie bequem liegen, lassen sich aus dieser Methode mehre Verfahren leiten,
die Verschwindungspunkte indirekt zu benutzen, ohne sie selbst zu haben.
In Fig* 18 und 19 ist die eine dieser Methoden ausgeführt, welche für viele Fälle anwendbar
ist. Man bestimmt nach Fig. 18 aus Grund- und Aufriss des Objekts dessen perspektivisches Bild M
in der Grösse, wie es sich aus den Abständen der Sehstrahlen von der Mittelaxe bei 0 im Grundriss
und aus den Höhen derselben Sehstrahlen über 0' bei ihrem Durchgang durch die Bildfläche direkt
ergiebt. Dabei wird sich das Bild stets in einer Grösse ergeben, dass die Verschwindungspunkte regel
mässig innerhalb des Zeichenbretes zu bequemer Benutzung bleiben und man das Bild in allen seinen
Haupttheilen leicht feststellen kann. Ueber dieses Bild m legt man ein beliebiges Netz N aus Qua
draten, die mit laufenden Nummern nach der Seite und nach unten versehen werden. Ein eben solches
Netz aus gleich vielen und in gleicher Weise numerirten, aber nach Wunsch vergrösserten Quadraten
zeichnet man in Blei nach Fig. 19 auf die eigentliche Bildfläche und kann nun das Bild mit leichter
Mühe nach dem Augenmaas aus dem. kleineren Netz in das grössere übertragen und in diesem weiter
ausführen. Dieses Verfahren sichert eine rasche und für die malerische Ausführung völlig hinreichend
genaue Ausführung.