Full text: Das perspektivische Zeichnen

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Luft, das Licht zu brechen, zu zerstreuen und abzuschwächen, sowie des 
Lichtes selbst, von beleuchteten Flächen zurückgestrahlt, reslektirt zu wer 
den, ist ein absoluter Mangel an Licht nicht denkbar, sondern erscheint auch 
der Schatten als Licht, nur als abgeschwächtes Licht und entsteht jene un 
endliche Abwechslung in der Beleuchtung und Färbung, welche ja eben den 
Hanptreiz eines Bildes ausmacht, die aber in ihrer Fülle nicht gelehrt 
werden kann, sondern der Natur unmittelbar abgelauscht und mit feinem 
Gefühle wiedergegeben werden muß. Nur die wesentlichsten Merkmale 
lassen sich angeben, welche wir am besten an einem Beispiele erläutern und 
hier in den Worten zusammenfassen: Alle Schatten erscheinen in 
der Entfernung immer heller und alle Lichter dunkler, durch 
beides zusammen aber wird die allgemeine Beleuchtung und Färbung in 
der Weite unbestimmter, verschwommener und undurchsichtiger, bis Alles in 
blauer Ferne zusammenfließt. 
Diese Erscheinung wird hervorgebracht durch die zwischenliegenden Luft 
schichten, welche durch ihre eigene Durchleuchtung und die durch sie bewirkte 
allseitige Brechung, Zerstreuung und Rückstrahlung des Lichtes und wegen 
ihrer keineswegs vollständigen, durch mehr oder mindere Anhäufung von 
Wasserdämpfen ohnehin vielfach getrübten Durchsichtigkeit die Lichter dämpfen 
und die Schatten abschwächen. Eine annähernde Vorstellung dieser Wir 
kung kann man sich verschaffen, wenn man einen Gegenstand erst frei, dann 
durch eine Glasscheibe betrachtet, hieraus eine zweite Scheibe an die erste 
legt, dann eine dritte, vierte re., wobei man nach und nach bis zur völligen 
Undurchsichtigkeit gelangen kann. 
Nach ihrer Entstehung unterscheidet nun der Sprachgebrauch ver- 
Fig. 32. 
schiedene Arten von Schatten, als: Kernschatten und Halbschatten, 
letzterer ein durch seitliche Lichtstrahlen abgeschwächter Kernschatten, wie 
solches in Fig. 32 angedeutet ist. Ferner Körperschatten und Schlag-
	        
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