Rossberg.
Beobachtungen.
181
Einleitun g\
Der trigonometrische Punkt Possberg’liegt 10 km südlich von Prag, mitten im böhmischen Hochlande
auf dem höchsten Punkte einer ziemlich steilen Erhebung von 586 m Seehöhe.
Der Bau, die Einrichtung des Observatoriums und die einleitenden Bestimmungen sind in der Zeit
vom 1. bis 14. Juni 1882 von Oberlieutenant (jetzt Plauptmann) Franz Netuschill vorgenommen worden,
worauf Major (jetzt Oberst) von Sterneck mit den definitiven Beobachtungen am 15. Juni begann
und diese unter Mithilfe des oben genannten Adjuncten am 26. Juni beendete.
Mit der hier folgenden Publication der Ergebnisse dieser Beobachtungen wird eine Peihe von
Mittheilungen über astronomische Stationen zweiter Ordnung eröffnet, welche seit dem Jahre 1880
beobachtet worden sind und in der Folge unter der Bezeichnung „neuere astronomische Stationen
zweiter Ordnung“ zusammengefasst werden sollen.
Das Jahr 1880 bildet für die Vornahme der astronomischen Bestimmungen, die das k. u. k. militär
geographische Institut für die Zwecke der europäischen Gradmessung ausgeführt hat, einen wesentlichen
Abschnitt; denn, während dieselben vorher nur spärlich, nach Maßgabe der Zeit durch einen eben disponiblen
Beobachter zur Ausführung gelangten, wurde von dieser Zeit an eine eigene Abtheilung hiemit betraut, und
bei der Neuorganisation des Institutes im Jahre 1886, innerhalb der astronomisch-geodätischen Gruppe
eine eigene astronomische Abtheilung mit einem Abtheilungsleiter und Adjuncten creiert und denselben
die Ausführung sämmtlicher astronomischer Arbeiten des militär-geographischen Institutes zugewiesen.
Diese Umstände sind nicht ohne Einfluss gewesen auf die Art und Weise, wie die Beobachtungen
angeordnet und die Berechnungen durchgeführt worden sind. Die Methoden zur Bestimmung der Polhöhe
und des Azimuthes sind zwar im allgemeinen die nämlichen geblieben wie auf den älteren Stationen, denn
nur bei einigen in den letzten Jahren beobachteten Punkten ist statt der Polhöhen-Bestimmung im ersten
Vertical entweder die Methode der Meridian-Zenithdistanzen oder die PI o r r e b o w - T a 11 c o 11 ’ sehe
Methode zur Anwendung gelangt, worüber das Nähere an den bezüglichen Stellen angegeben werden
wird. Dagegen sind im Einzelnen bei den Oberservationen und Berechnungen der neueren Stationen
gewisse Abkürzungen vorgenommen worden, die, ohne der Genauigkeit Eintrag zu thun, welche die
Gradmessung von den Bestimmungen auf einer astronomischen Station zweiter Ordnung verlangt, geeignet
waren, die Aufarbeitung des umfangreichen Programmes in absehbarer Zeit zu ermöglichen.