über die Verwendbarkeit der ans der Ausgleichung gewonnenen Daten einige Schlussfolgerungen zu
ziehen. Man findet den mittleren Fehler pro km Doppel-Nivellement m = ± 4*1 mm und jenen des ein
fachen Nivellement m = ± 5*8 mm\ demgemäß sind die wahrscheinlichen Fehler ±2*8 mm, beziehungs
weise + 4*0 mm.
Wenn man daher die von der Gradmessung noch als zulässig angegebenen Fehlergrenzen*) derart
deutet, dass sie sich auf das Resultat des Nivellement, also im vorliegenden Falle auf das Ergebnis der
Doppel-Nivellements beziehen, so ist das ausgeglichene Netz eben noch für Gradmessungs-Zwecke brauch
bar. Beziehen sich aber die Forderungen der Gradmessung auf die einzelnen Messungen, hier also auf
die einfachen Nivellements, dann entspricht das Netz nicht mehr den gestellten Bedingungen, ja seine
Genauigkeitsgrenze kommt schon der völligen Unstatthaftigkeit bedenklich nahe.
Die aus der Ausgleichung gerechneten Fehlerbeträge sind aber auch bedeutend größer als jene, die
aus den Differenzen der beiden Messungen einer und derselben Strecke resultieren, und die man bei den
einzelnen Nivellement-Linien unter der Bezeichnung angegeben findet. Der aus diesen gebildete
Mittelwert würde für den km Doppel-Nivellement auf \x — ± D4 mm und für den des einfachen Nivellement
m
aui [j. = ± 2• 0 mm führen. Der Quotient—, den man als Critérium für das Vorhandensein von syste
matischen Fehlern in einem Nivellement anzusehen pflegt, ist hier beträchtlich groß (2 - 9) und zeigt, dass
solche Fehler im ausgeglichenen Netze in bedeutendem Maße enthalten sein müssen, und dass eine ein
gehendere Discussion der Messungs-Ergebnisse rathsam ist. Es wäre möglich und im Interesse dieser mit
großem Aufwande an Zeit, Mühe und Geldmitteln vollführten Arbeit auch wünschenswert, dass eine
solche Untersuchung von Erfolg begleitet sei, die Möglichkeit einer Ausscheidung der systematischen
Fehler darlege, und dass die darauf gestützte definitive Ausgleichung zu günstigeren Resultaten führe.
In den Bereich des llauptnetzes fallen die zwei größeren Städtegebiete von Wien und Prag, auf
denen durch kleine Schleifen secundäre Nivellementnetze geschaffen wurden, welche aber überall mit dem
Hauptnetz in Verbindung treten.
Bei einer definitiven Bearbeitung des Nivellement würde es wohl für zweckmäßiger erachtet
werden, zuerst diese secundären Sehleifen-Gruppen auszugleichen und die ausgeglichenen Werte solcher
Linien, die in das Hauptnetz fallen, mit dem Gewichte, das ihnen nach der Ausgleichung zukommt, in das
Hauptnetz einzuführen.
Hier aber, wo es sich wesentlich nur um eine vorläufige Ausgleichung des Gesammtnetzes gehandelt
hat, ist es bequemer gewesen, den umgekehrten Weg einzuschlagen. Es wurden demnach die Nivellements
in und bei Wien, welche ganz innerhalb der Schleife XI des bereits ausgeglichenen Hauptnetzes liegen, in
der Weise der Ausgleichung unterzogen, dass man die corrigierten Werte der Hauptnetz-Linien Nr. 31,
33, 34 und 35 als Zwangs-Bedingungen festgehalten und sie mit keinen weiteren Correctionen belegt hat.
*) „ die erreichbare Genauigkeit der geometrischen Nivellements so zu definieren, dass der wahrscheinliche Fehler
der Höhen-Differeuz zweier um 1 hn entfernter Punkte im allgemeinen nicht 3 mm und in keinem Falle 5 mm überschreitet.“
Astron.-geodät. Arbeiten. Band VIII.
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