282
Seliöckl.
Beobachtungen.
Der Winkel Hochlantsch—Schöckl—Wechsel ist unter ziemlich günstigen SichtharkeitsVerhältnissen
in sechs Doppelsätzen ä acht Einstellungen gemessen worden.
Die Resultate sind die folgenden:
Datum
Nullpunkt-Lagen
Winkelwert
Juli 2. a. m.
0° und 90°
72° 5’ 8 J 72
T)
45 „ 135
7-87
Ti
30 „ 120
8-71
Juli 2. p. m.
75 „ 165
6-83
60 „ 150
10-30
n
105 „ 195
8-11
Mittel = 52° 5’ 8'-'42 -4- 031
Durch die Hinzuzählung dieses Winkels zu dem früher gefundenen Azimuthe von Hochlantsch
ergibt sich das Azimuth der Richtung nach Wechsel (Pyramide):
42° 20' 57 ’ 24 ±0’»39.
Wie in den Reductions-Elementen nachgewiesen ist, sind an diesen Wert die beiden Correctionen
— 22''746 und -f- 0’* 179 anzubringen, um dieses excentrisch gemessene Azimuth auf den trigonometri
schen Punkt zu übertragen. Die Summe dieser Correctionen —22'-'57 zu dem obigen Werte addirend
und zugleich auf die geodätische Zählweise übergehend, findet man also für das Azimuth der Richtung
Sehöckl trigonometrischer Punkt—Wech sei Pyramide:
222° 20' 34'-'67 + 0'•'39
Der wahrscheinliche Fehler des Endresultates setzt sich aus dem Fehler des Azimuthes um! dem der
Winkelmessung zusammen. Die Beobachtungszeiten des Polarsternes liegen fast genau um 12 h aus
einander, demnach ist das Resultat von Zeit- und Positionsfehlern unabhängig.
Anmerkung:
Das k. k. Cataster-Bureau legt in seinen Coordinaten-Rechnungen dem Ursprung (trigonometrischer Punkt Seliöckl) die Positionen zu
Grunde:
cp= 47° 11' 56 J 36
X == 33 7 54‘49 östl. v. Ferro
Azimuth nach Wechsel von Siid über West = 222 20 52-41.
Diese Daten beruhen aber nicht auf directen Beobachtungen, sondern sie sind abgeleitet aus den Positionen des Stefansthurmcs (eigentlich
der alten Wiener Universitäts-Sternwarte) durch Rechnung über ein trigonometrisches Hauptnetz, das in den ersten Jahrzehnten dieses Jahr-
lmndertes gemessen worden ist. Ob nun gleich diese Rechnungen noch mit den älteren Angaben für die Erddimensionen und nach den
Puissant’schen Formeln geführt worden sind, so ist eine Vergleichung mit den astronomischen Beobachtungsresultaten wegen der Kleinheit des
liier in Betracht kommenden Theiles der Erdoberfläche noch gut möglich.
Es ergibt sich dann:
tp astron. — <p geodät. = — 6'-'4,
also eine südliche Zenithablenkung auf der Station Seliöckl, das heisst die astronomisch gemessene Amplitude des Meridianbogens zwischen den
Parallelkreisen des Stefansthurmes und des Schöckl ist um 6” grösser als die geodätisch abgeleitete. Dies stimmt mit den orographischen Ver
hältnissen gut überein, denn zwischen den beiden Stationen liegen die Hochgipfel der nordsteierischen Alpen: Hochschwab, Hohe Veitsch,
Schneeberg, Schneealpe etc., welche Seehöhen von 2000 m aufweisen und die Lothlinien der beiden Stationen mehr divergiren machen. Aus der
Differenz der Azimuthe nach Wechsel: A astron. — A geodät. = — 17 ■ 7 kann wohl nur auf eine fehlerhafte Azimuthübertragung geschlossen
werden, wie dies bei den kurzen Seiten des alten Netzes und bei der Ungenauigkeit der damaligen Winkelmessungen vorauszusehen war.