§61. Gaußische Abb. §62. EnnepersSatzüb.d.Torsiond.Haupttangentenkurven. 119
Diese wichtige Eigenschaft der Flächen von der mittleren Krümmung
Null, der sogenannten Minimalflächen, bildet die Grundlage für den
Zusammenhang, der, wie wir im weiteren sehen werden, zwischen der
Theorie dieser Flächen und derjenigen der Funktionen einer komplexen
Veränderlichen besteht.
§ 62. Eigenschaften der Gaußiseben Abbildung und Satz von
Enneper über die Torsion der Haupttangentenkurven.
Aus den Gleichungen (1) können wir noch eine weitere bemerkens
werte Folgerung ziehen. Wir nehmen an, das System (m, v) auf der
Fläche wäre konjugiert, d. h. D' = 0. Die Gleichungen (1) ergeben:
GD* , FDD" ED'
e =
EG — F*’
EG — F 5
9
EG — F-
Bezeichnen wir mit co bzw. £1 den Winkel, der von den positiven Rich
tungen der Parameterlinien in jedem Punkte der Fläche S bez. der
Bildkugel gebildet wird, so folgt aus den Gleichungen (vgl. (6), S. 62):
cos cj —
das Ergebnis:
cos Sl = *)
.V e 9
yEG
cos Sl — + cos co,
wo das obere Zeichen für einen hyperbolischen Punkt (bei dem D,D'
verschiedene Zeichen haben), das untere für einen elliptischen Punkt
gilt. Daraus schließen wir: Bei der sphärischen Abbildung bleibt
der Winkel zweier konjugierter Richtungen auf der Fläche
entweder ungeändert oder er geht in den Supplementwinkel
über, je nachdem der Punkt, von dem die beiden Richtungen
ausgehen, hyperbolisch oder elliptisch ist.
Weniger streng ergibt sich dieser Satz auch auf Grund der folgenden
Überlegung: Es seien t, t' zwei konjugierte Richtungen auf der Fläche.
Daun erhalten wir, wenn wir mit den Symbolen d bez. d die nach
diesen Richtungen gerechneten Differentiale bezeichnen (vgl. §56, S. 107);
dxdX + Syd Y ÖzdZ = 0.
Da nun dX, dY, dZ den Kosinus der t entsprechenden Richtung auf
der Kugel proportional sind, so folgt, daß diese Richtung auf der Rich
tung t' senkrecht steht.
Hieraus ergibt sich, daß für die (aufeinander senkrechten)
Hauptrichtungen und nur für diese die entsprechende Rich
tung auf der Kugel der ursprünglichen parallel wird, wie
auch aus den Gleichungen von Rodrigues (S. 101, (13)) erhellt.
1) Es sei daran erinnert, daß die Vorzeichen der Wurzeln positiv zu nehmen sind.