630 Kap. 22. Allgemeine Sätze über dreifache orthogonale Flächensysteme.
§ 331. Folgerungen aus dem Darboux-Dupinsclien Satze.
Aus den vorstehenden Sätzen ergibt sich, daß eine willkürlich ge
wählte Schar von oo 1 Flächen:
ihO,y, *) = Ql
im allgemeinen keinem dreifachen Orthogonalsystem angehört. Diese
Schar von oo 1 Flächen bestimmt nämlich eindeutig die Schar von oo 2
Kurven, die alle Flächen orthogonal schneiden. 1 ) Gehörte nun die
Schar: q x {x, y, z) = einem dreifachen Orthogonalsystem an und be
trachteten wir auf einer Fläche eine Krümmungslinie L, so bildeten
alle diejenigen Orthogonaltrajektorien der Schar, welche von den Punkten
von L ausgehen, eine Fläche, die alle übrigen Flächen der Schar in
Krümmungslinien schneiden müßte.
Es ist sehr bemerkenswert, daß diese geometrische Bedingung,
der die Schar: Q t (x, y, z) = genügen muß, sich durch eine par
tielle Differentialgleichung dritter Ordnung für die Funktion
Pj ausdrücken läßt. Zu diesem wichtigen Ergebnis, das in der hier
gegebenen Fassung von Darboux herrührt 2 ), gelangen wir auf folgende
Weise:
Wir betrachten die Krümmungslinien einer und derselben Schar
auf allen Flächen = Const. Zu dieser Schar von oo 2 Kurven muß
es eine Schar von oo 1 Orthogonalflächen geben, und umgekehrt: Ist
dieses der Fall, so gehört die Schar: = Const. einem dreifachen Ortho
gonalsystem an (§ 330). Bedeuten also X 1} Y lf Z 1 die Richtungs
kosinus der Tangenten dieser Kurven, so muß die totale Differential
gleichung (§ 184, S. 346):
X^dx -f- Y 1 dy -f- Z^dz = 0
integrierbar sein, d. h. es besteht mit Notwendigkeit die Identität:
/qn y 0Y t dZ,\ Y (dZ, dXA ,dX t dTA
^ [Tz ~ Yy) + Zi [w + \w ~ m = °-
Aus den Fundamentalgleichungen der Flächentheorie (Kap. IV) ergibt
sich aber, daß sich X 1} Y lf Z ± durch die ersten und zweiten Diflferen-
1) Diese Kurven ergeben sich durch Integration des Systems simultaner ge
wöhnlicher Differentialgleichungen:
dx dy dz
8 Qi 8qi 8 Qi
dx dy dz
2) Zu der Zurückführung der Bestimmung der dreifachen Orthogonalsysteme
auf eine partielle Differentialgleichung dritter Ordnung mit drei Veränderlichen
war auf einem anderen Wege schon Bonnet gelangt.