214
Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten
Auf ähnliche Weise lassen sich die Wahrscheinlichkeiten für die
nachfolgenden Altersstufen und aus jeder andern Anzahl von Jahr
gängen ermitteln, und aus den Wahrscheinlichkeiten läßt sich nach
der im Obigen angegebenen Weise die Columne der Lebenden be
rechnen, wie sie in den Mortalitätstabellen üblich ist. Es versteht
sich übrigens von selbst, daß nur die lebenslänglich Versicherten
(§. 154) aus den Listen von Lebensversicherungsanstalten zu obigem
Zweck in Betracht kommen.
Obige Methode zur Berechnung von Mortalitätstabellen ist. auf
jede veränderliche Bevölkerung, wie sie in der Wirklichkeit statt
findet, anwendbar, und sie gewährt den Vortheil, daß man die
ganze Arbeit in mehrere Abtheilungen theilen kann, indem man die
Sterblichkeitsgcsetze für mehrere Gruppen von Lebensaltern einzeln
bestimmt. Die Resultate der Berechnung bedürfen indessen noch
einer Correction, weil die Aufgenommenen und Verstorbenen nicht
genau in dem Alter standen, welches man ihnen in der Rechnung
zuschreibt. Hierüber, so wie über die von Moser ertheilten Vor
schriften zur Erleichterung der Rechnung mit Zahlen, verweisen wir
auf die im Vorhergehenden angeführte Schrift.
Die wahrscheinliche Lebensdauer.
§. 127. Ist die Wahrscheinlichkeit für eine Person von einem
1
gewissen Alter, noch m Jahre zu durchleben — so ist die ent
gegengesetzte Wahrscheinlichkeit, nämlich die, nicht- noch m Jahre zu
leben oder innerhalb derselben zu sterben, eben so groß, und diese
Anzahl von m Jahren nennt man die w ah r sch e i n l i ch e L eb e n ö-
dauer einer Person von der betreffenden Altersklasse. Weil aber
die Grenze dieses Zeitraums alle verschiedenen Stufen der Wahr
scheinlichkeit in sich schließt, welche größer als sind, und die
jenigen ausschließt, welche kleiner als ~ sind, so ist es für die Per
son von dem betreffenden Alter wahrscheinlicher, bis zu der genannten
Grenze zu leben, als nicht zu leben.
Um daher die wahrscheinliche Lebensdauer einer Person auszu-
mitteln, hat man in der Sterblichkeitstabelle nachzusehen, in wie
viel Jahren die bei dem betreffenden Alter stehende Anzahl von Per
sonen auf die Hälfte reducirt ist. So findet man z. B. in der
Sterblichkeitstabelle von Kerseboom (Tab. HI.), daß von 817 20-
jährigen Personen nach 38 Jahren (bei 58) nur noch 408 Personen,