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Maaß- und Gewichtswesen.
Mit einem Streichmodel macht man nun einen Riß am Rand
des Gefäßes herum, so weit von letzterm abstehend, als der gefun
dene Mehrgehalt erfordert, um auf dem Fügblock, oder wenn gar
zu viel wegzunehmen wäre, mit der Säge das Ueberflüssige her
unter zu nehmen. Hierauf wird das Gefäß wieder aus die vorige
Art mit Frucht gemessen, und das bisherige Verfahren so lange
wiederholt, bis es ziemlich genau seinen Inhalt hat. Nachdem es
hierauf beschlagen, folglich auch mit dem Stege versehen worden,
wird noch einmal auf dieselbe Weise geeicht. Hält jetzt das Ge
fäß zu wenig, so kann man es immer um so viel erweitern, wenn
man mit einer Holzraspel innen am Rande mehr ebnet, oder auch
da etwas abnimmt, wo das Holz übereinander geheftet ist. Hält
es zu viel, so feilt man auf dem Rande herum, folglich auch auf
dem Stege, da derselbe mit dem Rande in einer Ebene liegen
soll, etwas ab.
Es kommt sehr viel darauf an, daß der Same die gleiche Zeit
brauche, in das zu eichende Gefäß zu laufen, wie in das Eichmaaß
selbst. Eben so nöthig ist es, die Stellung beider Gefäße so zu
ordnen, daß der Boden des einen eben so weit unter der Auslauf
öffnung sei, als der Boden des andern, denn ein Unterschied von
nur 1 Zoll kann Unterschiede in der Samenmenge geben, folglich
das Eichen fehlerhaft machen.
Das Abstreichen muß jedesmal dicht über dem obern Rande
stets nach einer Seite hin, und nicht über darauf liegende Körner
geschehen; auch muß der Trichter für beide Anfüllungen immer nahe
gleichviel Samen enthalten.
Bei obiger Verfahrungsweise wird vorausgesetzt, daß ein Ge
fäß mit einem gleichgroßen und an Gestalt nicht sehr unähnlichen
Gefäße geeicht werde. Wollte man in Ermangelung eines gleich
großen Eichgefäßes vermittelst eines kleinern durch Wiederholungen
ebenfalls mit Frucht eichen, so könnte dies ohne besondere Vorsicht
zu beträchtlichen Fehlern Anlaß geben. Es müssen daher die Ge
brauchsgefäße mit denjenigen Elchgefäßen, welche den gleichen In
halt haben, und wenn keine gleichgroße Eichgefäße vorhanden sind,
mit solchen geeicht werden, die denselben an Größe am nächsten
stehen.
§. 16. In Beziehung auf das Eichen ist es sehr zweckmäßig,
wenn die Flüssigkeitsmaaße cylindrisch sind und bis zur Randhöhe
gefüllt ihren richtigen Inhalt haben sollen. Dies schreibt auch die
badische Maaßordnung vor. Zum Behufe der leichteren Anfüllung
und Ausleerung dürfen sie aber mit einer in eine Schnautze aus-