22
Maaß- und Gewichtswesen.
Der Gebrauch der Glasplatte ist folgender. Man schiebt sie
trocken, und wagrecht haltend, auf den gereinigten Rand des mit
Wasser gefüllten Gefäßes. Ist dieses überfüllt, so wird die Platte
das, was zuviel darin ist, davon herausdrücken. Ist es nicht ge
nug angefüllt, so wird sich eine Luftblase darunter zeigen. Arbeitet
man mit einer gemessenen Flüssigkeit, von welcher nichts verloren
werden darf, so kann man mit einem kleinen sehr spitzig auslaufen
den Stechheber leicht das, was an Wasser zuviel im Gefäße ist,
aus demselben herausheben, oder das noch mangelnde hinein trö
pfeln lassen.
Leicht und bequem, ohne etwas zu verschütten, leert man, bei
einiger Uebung, ein mit Wasser gefülltes und mit der Glasplatte
geschlossenes Gefäß in ein anderes aus. Drückt man die Glasplatte
sanft an den Rand des Gefäßes-an, so kann dieses in jeder Rich
tung, ohne daß etwas abläuft, also auch fast liegend, gehalten und
getragen werden, welch' letztere Lage zum Ausleeren erforderlich ist,
damit kein Wasser am Gefäß herablaufe. Um dieses Ablaufen um
desto sicherer zu vermeiden, so bestreiche man die Stelle des Ablaufs
am Rande ein wenig mit Unschlitt. Nun wird in dieser schiefen,
oder fast liegenden Haltung die immer sanft auf dem Rande ange
drückte Platte von der Stelle, wo das Wasser auslaufen soll, zurück
gezogen, damit zuerst eine Oeffnung entstehe, durch die das Wasser
ausfließen kann. Ist ein Theil Wasser langsam abgeflossen, so schließt
mau das Gefäß durch Vorziehen der Platte, richtet es auf, und
zieht die Platte ab, weil sich jetzt das Uebrige wie gewöhnlich aus
leeren läßt, ohne daß es am Gefäß herunterläuft.
Ein Gefäß ist mit Wasser zur Prüfung mit dem Zungenlineal
richtig angefüllt, wenn dasselbe mit seinen Stützen auf den ebenen
und vorher rein abgewischten Rand gestellt, mit der Zunge die
Wasserfläche bloß berührt, wenn man also nicht nur zwischen Wasser
und Zunge nicht hindurchsehen kann, sondern auch wahrnimmt, daß
kein Theil der Zunge in das Wasser hineinreicht.
Der kleine Stechheber ist auch hier gut zu gebrauchen, um, was
zu viel ist, herauszuheben, ohne die Wasserfläche in Unruhe zu brin
gen, oder auch das noch Mangelnde zuletzt nicht durch Eintröpfeln,
sondern indem man die Spitze des Hebers ins Wasser steckt, so lange
und bis zum Augenblick einlaufen zu lassen, wo die Wasserfläche mit
der Zunge in Berührung kommt. Hierbei ist nun eine Erscheinung
zu beachten, die zur Erreichung einer äußerst genauen Anfüllung sehr
dienlich ist. Man sieht nämlich unter der ruhigen Wasserfläche von
der Zunge des Lineals auch das Bild der Zunge in verkehrter Stel-