422
Sechster Abschnitt.
selir wahrscheinlich), und Herschd äussert die Meinung, dass
diese Hülle eine doppelte sei, und aus einer äussern stark
glänzenden und einer innern von schwächerem Glanze bestehe,
so dass, während erstere vorzugsweise ihr Licht in den Welt
raum ausstrahle, die letztere in näherer Beziehung zur Ober
fläche des Sonnenkörpers stehe.
Zur näheren Verständigung über diese Verhältnisse wird
es nöthig sein, der Beobachtungen zu gedenken, welche man
über die Sonnenilecke angestellt hat. Nach der Meinung der
Alten war das Sonnenfeuer ein ‘durchaus reines und flecken
loses, und diese Ansicht hatte im Laufe der Zeit selbst eine
Art von religiöser Weihe erhalten, so dass die ersten Entdecker
der Sonnenflecke einige Vorsicht bei Bekanntmachung ihrer
Beobachtungen nöthig fanden. Indess reichen schon ganz
mässige Ferngläser hin, den Ungrund jener althergebrachten
Meinung jedem vor Augen zu legen. Scheiner in Ingolstadt war
es, der zuerst Sonnentiecke bemerkte, mindestens hat er seine
Wahrnehmung früher bekannt gemacht, als Fabricius, dem
einige die Priorität zuschreiben. Sie zeigten sich sehr dunkel
und in beträchtlicher Grösse, und zugleich ward es klar, dass
es nicht von ihr entfernte, planetenähnliche, umkreisende Körper,
sondern zur Sonne selbst gehörende seien. Da man durch ein
Fernrohr gewöhnlicher Art die Sonne, ihres lebhaften Glanzes
wegen, nicht ohne die grösste Gefahr betrachten kann, so be
dient man sich entweder der Blendgläser (dunkel und fast bis
zur Undurchsichtigkeit gefärbter Gläser) die man vor das
Okular schraubt; oder man lässt das Sonnenbild, welches im
Fernrohr erzeugt wird, auf eine Wand fallen, und führt die
Messungen und Beobachtungen an diesem Bilde aus, ohne in’s
Fernrohr selbst zu sehen. Die letztere Methode war früher
mehr im Gehrauch; jetzt zieht man fast allgemein die erstere
vor. Man erblickt alsdann die Sonne als eine zwar helle, je
doch keinesweges umstrahlte Scheibe von der Farbe des Blend
glases ; in schwarzer Umgebung, wenn der Himmel völlig heiter
ist; in matterleuchteter, wenn er theilweise bezogen ist oder
die Sonne zwischen Gewölken steht.
Die ganze Oberfläche der Sonne hat häufig ein gleichsam
fein marmorirtes, griessandiges Ansehen. Alsdann unterscheidet
man in starken Vergrösserungen eine Menge äusserst feiner
mattgrauer Pünktchen, die über die ganze Oberfläche zerstreut
liegen. Fliessen sie in einander, so entsteht eine graue Fär
bung einer solchen Gegend (man nennt dies Höfe oder Nebel)
und an diese schliessen sich häufig die schwärzeren Flecken
an. Letztere erscheinen nur in der Mittelzone bis zu etwa