Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Sechster Abschnitt. 
selir wahrscheinlich), und Herschd äussert die Meinung, dass 
diese Hülle eine doppelte sei, und aus einer äussern stark 
glänzenden und einer innern von schwächerem Glanze bestehe, 
so dass, während erstere vorzugsweise ihr Licht in den Welt 
raum ausstrahle, die letztere in näherer Beziehung zur Ober 
fläche des Sonnenkörpers stehe. 
Zur näheren Verständigung über diese Verhältnisse wird 
es nöthig sein, der Beobachtungen zu gedenken, welche man 
über die Sonnenilecke angestellt hat. Nach der Meinung der 
Alten war das Sonnenfeuer ein ‘durchaus reines und flecken 
loses, und diese Ansicht hatte im Laufe der Zeit selbst eine 
Art von religiöser Weihe erhalten, so dass die ersten Entdecker 
der Sonnenflecke einige Vorsicht bei Bekanntmachung ihrer 
Beobachtungen nöthig fanden. Indess reichen schon ganz 
mässige Ferngläser hin, den Ungrund jener althergebrachten 
Meinung jedem vor Augen zu legen. Scheiner in Ingolstadt war 
es, der zuerst Sonnentiecke bemerkte, mindestens hat er seine 
Wahrnehmung früher bekannt gemacht, als Fabricius, dem 
einige die Priorität zuschreiben. Sie zeigten sich sehr dunkel 
und in beträchtlicher Grösse, und zugleich ward es klar, dass 
es nicht von ihr entfernte, planetenähnliche, umkreisende Körper, 
sondern zur Sonne selbst gehörende seien. Da man durch ein 
Fernrohr gewöhnlicher Art die Sonne, ihres lebhaften Glanzes 
wegen, nicht ohne die grösste Gefahr betrachten kann, so be 
dient man sich entweder der Blendgläser (dunkel und fast bis 
zur Undurchsichtigkeit gefärbter Gläser) die man vor das 
Okular schraubt; oder man lässt das Sonnenbild, welches im 
Fernrohr erzeugt wird, auf eine Wand fallen, und führt die 
Messungen und Beobachtungen an diesem Bilde aus, ohne in’s 
Fernrohr selbst zu sehen. Die letztere Methode war früher 
mehr im Gehrauch; jetzt zieht man fast allgemein die erstere 
vor. Man erblickt alsdann die Sonne als eine zwar helle, je 
doch keinesweges umstrahlte Scheibe von der Farbe des Blend 
glases ; in schwarzer Umgebung, wenn der Himmel völlig heiter 
ist; in matterleuchteter, wenn er theilweise bezogen ist oder 
die Sonne zwischen Gewölken steht. 
Die ganze Oberfläche der Sonne hat häufig ein gleichsam 
fein marmorirtes, griessandiges Ansehen. Alsdann unterscheidet 
man in starken Vergrösserungen eine Menge äusserst feiner 
mattgrauer Pünktchen, die über die ganze Oberfläche zerstreut 
liegen. Fliessen sie in einander, so entsteht eine graue Fär 
bung einer solchen Gegend (man nennt dies Höfe oder Nebel) 
und an diese schliessen sich häufig die schwärzeren Flecken 
an. Letztere erscheinen nur in der Mittelzone bis zu etwa
	        
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