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Sechster Abschnitt.
dass kein wirklich schwarzer Gegenstand zur Vergleichung
hinzugezogen werden kann. Wenn dagegen ein unterer Planet,
z. B. Merkur vor der Sonne vorübergeht, und uns seine alsdann
wirklich schwarze Nachtseite zuwendet, so überzeugt man sich
vom Gegentheile. Mit dem Planeten verglichen erscheinen
alsdann selbst die dunkelsten Kernflecke nur als ein lichtes
Braungrau. Auch hat ein grösserer Pieck, selbst wenn er nicht
durch die oben erwähnten Lichtadern unterbrochen ist, fast nie
durchweg die gleiche Schwärze, wenn man ihn mit starken
Vergrösserungen betrachtet. In der mittleren Entfernung der
Sonne entspricht eine Bogensekunde nahe 100 geogr. Meilen;
da man nun Sonnenflecke von 1% bis 2 Minuten Durchmesser
beobachtet hat, so folgt, dass ihr wahrer Durchmesser auf
10000 Meilen und darüber steigen kann. Einzelne Flecke
haben sich sogar schon dem scharfen unbewaffneten Auge beim
Auf- oder Untergange, wo man ohne Beschwerde die Sonne
betrachten kann, merklich gemacht. Die grösseren Flecken
gruppen ziehen sich zuweilen über den vierten, ja dritten
Theil des Sonnendurchmessers hin und haben also 50 bis
60000 Meilen Erstreckung.
§• 82.
Alle diese Erscheinungen sind nun ohne Ausnahme den
mannigfaltigsten Veränderungen unterworfen und bis jetzt ist
noch nichts Constantes, ja selbst nur bestimmt Gesetzmässiges
(die weiterhin zu erwähnende Periodicität ausgenommen) in
ihrem Erscheinen und Verschwinden, Wachsen und Abnehmen,
Trennen und Wiedervereinigen, so wie in den Aenderungen
ihrer Gestalt, wahrgenommen worden. Man kann fast sicher
sein, einen heut beobachteten Fleck am folgenden Tage in
irgend einer Art verändert wiederzufinden, ganz abgesehen von
den durch die verschiedene Stellung bedingten optischen
Wechseln. — Da diese Umstände es schon an sich wahrschein
lich machen, dass sich auch eigene Verschiebungen auf
der Sonnnenkugel damit verbinden, was auch aus der bedeuten
den Verschiedenheit der Rotationselemente, die man aus den
Fleckenbeobachtungen abgeleitet hat, unzweifelhaft hervorgeht,
so ist klar, dass eine Sonnenkarte, in dem Sinne wie man
Karten der Erde und des Mondes hat, nicht möglich ist. Man
wird schwerlich je dahin gelangen, irgend etwas Constantes auf
der Sonnenoberfläche mit Sicherheit wahrzunehmen. Einzelne
Beobachter wollen zwar im Innern der grossen Kernflecke An
deutungen landschaftlicher Gebilde wahrgenommen haben; dieser
Erklärung stehen aber zu viele Bedenklichkeiten entgegen. Die